Corona-Krise macht die Seele krank
07.10.2020
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Charakter ist entscheidend
Ein wichtiger Faktor, wie die Menschen durch die aktuelle Krise kommen, ist das persönliche Temperament. So mag sich mancher eher introvertierte Mensch während des Lockdowns vielleicht darüber gefreut haben, nicht ständig unter Menschen sein zu „müssen“, während extrovertierten Menschen die plötzliche Einsamkeit sehr belastet hat. Zudem kann eine externe Krise auch persönliche Probleme weiter verstärken. So geht aus der AXA-Umfrage hervor, dass vor allem Personen, die u.a. vermehrt extrovertiert, höheren Alters sind und innerhalb der vergangen Monate Beziehungskrisen durchlebt haben, unter einer Verschlechterung ihres mentalen Wohlbefindens leiden.
Mehr Mediennutzung
Um mit der Corona-Krise umzugehen, gibt es verschiedene Wege: Man kann versuchen, dem Thema so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und Ablenkung suchen oder sich sehr intensiv damit beschäftigen um daraus Gewissheit und Hoffnung (die aber auch schnell wieder zerstört werden kann) zu schöpfen. Das schlägt sich auch im Medienkonsum nieder. So gaben 29 % der Befragten an, während der vergangenen Monate mehrmals am Tag TV oder Streamingdienste konsumiert zu haben, vor der Krise war es nur 19 %, die so antworteten. Auch der Anteil der Social-Media-Nutzer ist weiter gestiegen: 27 % der Befragten sagten aus, aktuell mehrmals täglich in Facebook & Co. aktiv zu sein, in der Prä-Corona-Zeit waren es nur 21 %, die so antworteten. Es scheint auch ein großes Bedürfnis danach zu geben, sich über die Auswirkungen und den weiteren Verlauf der Corona-Krise zu informieren: So gaben 59 % der Befragten an, sich in den vergangenen Monaten mehrmals täglich Informationen über Newsportale und/ oder Zeitungen einzuholen, vor der Krise waren es nur 42 %, die das taten.
Verantwortung macht optimistisch
Egal ob Kinder oder ältere Verwandte: Sich um andere zu kümmern ist immer mit einer gewissen Anstrengung verbunden und gerade in schwierigen Zeiten wie aktuell kann diese Anstrengung schnell zu viel werden. So gaben in der AXA-Umfrage 34 % der „Kümmerer“ an, dass sich ihre psychische Verfassung in den vergangenen Monaten verschlechtert hat, bei den „Nicht-Kümmerern“ äußerten sich nur 27 % so. Daraus zu schließen, dass sich bei den „Kümmerern“ Resignation oder Pessimismus breit macht, ist zu kurz gedacht: So blicken 76 % der Befragten, die während der Krise Verantwortung für andere Personen im familiären Umfeld tragen, optimistisch in die Zukunft, bei den „Nicht-Kümmerern“ sind es hingegen nur 63 %. Ein wesentlicher Grund hierfür könnte sein, dass die „Kümmerer“ Kummer gewohnt sind: So gaben von diesen 72 % an, schon mit schlimmeren Situation für das eigene Wohlbefinden konfrontiert gewesen zu sein, bei den „Nicht-Kümmerern“ waren es 61 %, die sich so äußerten. Zudem schaffen es die „Kümmerer“ leichter, die der Krise etwas positiv abzugewinnen: Von diesen gaben 48 % an, dass ihnen die Krise geholfen haben, herauszufinden, was man im Leben wolle, bei den „Nicht-Kümmerern“ waren es nur 27 % , die sich so äußerten.
Wie es um digitale Hilfe für seelische Krankheiten steht und wie die Situation in anderen Ländern ist, lesen Sie auf Seite 3