Brexit: Die Kugelmachung des Würfels

11.10.2019

Foto: © Sebastian Hoffmann - finanzwelt

Doch jetzt kommt der von Bulloch und McAllister ausgemachte Knackpunkt an der Sache: wie soll das konkret umgesetzt werden? Entweder, so McAllister, müsse UK in Gänze im Binnenmarkt und in der Zollunion verbleiben. Dann gäbe es keinerlei Grenzen. Das widerspräche allerdings dem Austrittsziel. Oder, erklärt McAllister, man verhandle eine Sonderlösung für Nordirland. Das wiederum kollidiert mit dem Ziel der Integrität des Vereinigten Königreiches. McAllisters Fazit: „Das ist nicht die Quadratur des Kreises. Das ist eher die Kugelmachung des Würfels. Es ist ja ein dreidimensionales Problem.“

Das irre Fazit: Wann kommt der Brexit?

Was passiert also im vorgesehenen Entscheidungsmonat Oktober 2019? Die Regierung in London will den Austritt jetzt – am liebsten einen geregelten, aber zur Not auch ohne Abkommen. Die Vorstellungen der Regierung sind momentan allerdings fast schon irrelevant, da es für kein Austrittsmodell aktuell eine Mehrheit im Unterhaus gibt. Nach McAllisters Einschätzung hat der britische Premier Boris Johnson keine „gestalterische Mehrheit“ mehr.

Die EU ist jedoch laut McAllister zu keinerlei weiteren Aufschüben bereit - es sei denn, es verändere sich die politische Wetterlage auf britischer Seite grundsätzlich, z.B. durch Neuwahlen oder ein neues Brexit-Referendum. McAllisters Tipp: Fünf Prozent Wahrscheinlichkeit für einen Austritt mit Deal, fünf Prozent für ein Ausscheiden ohne Deal, 90 Prozent für Aufschub – vielleicht sogar bis Sommer 2020! Klingt nach viel Zeit, aber sollten Neuwahlen und eventuell sogar eine neue Abstimmung über Brexit durchgeführt werden, sind sieben oder acht Monate schnell aufgebraucht. (sh)