Ausländische Banken rennen deutschen davon

07.12.2016

Die deutschen Banken müssen sich sputen, um den Anschluss an die ausländische Konkurrenz nicht zu verlieren ©pavel1964 fotolia.com

Strukturelle Defizite im deutschen Bankenmarkt

Doch davon sind die Institute in Deutschland derzeit weit entfernt. Das Problem sind vor allem strukturelle Defizite im operativen Geschäft. Besonders leiden die deutschen Banken unter der aktuellen Niedrigzinsphase, denn hierzulande trägt der Zinsüberschuss 73 Prozent zu den Einnahmen der Banken bei und damit deutlich mehr als in andern Ländern. Die Möglichkeit, höhere Provisionen einzunehmen, scheitert u.a. am harten Wettbewerb in einem unverändert stark zersplitterten Markt. In Frankreich etwa vereinen die fünf größten Banken mit 85 Prozent einen nahezu doppelt so hohen Anteil der kumulierten Bilanzsumme auf sich wie in Deutschland (44 Prozent). Auch deshalb stagniert in Deutschland trotz aller Sparanstrengungen die Cost-Income-Ratio im Durchschnitt der letzten vier Jahre bei 69 Prozent. Dieser Wert liegt in Frankreich bei 65, in den USA sogar nur bei 62 Prozent.

Große Unterschiede gibt es in Deutschland zwischen den verschiedenen Institutsgruppen. Während Spezialisten wie Automobil- und Direktbanken im Schnitt über 6 Prozent Eigenkapitalrendite erwirtschaften, kommen die 1.00 Volks- und Raiffeisenbanken im Schnitt auf lediglich 2,9 Prozent. Noch weniger erwirtschaften die 415 Sparkassen mit 1,7 Prozent. Sie bilden zusammen mit den vier deutschen Großbanken und den Bausparkassen das Schlusslicht im Bain-Rendite-Ranking. Lediglich 5 Prozent der mehr als 1.700  untersuchten Banken verdienen ihre Eigenkapitalkosten.

Kosteneinsparungen von bis zu 30 Prozent sind machbar

Für Bain-Partner und Koautor der Studie, Dr. Wilhelm Schmundt, steht der deutsche Markt vor einem tief greifenden Wandel: „An radikalen Einsparungen und einer zügigen Konsolidierung führt kein Weg mehr vorbei.“ Bereits in der letztjährigen Studie hatte Bain gezeigt, dass im deutschen Bankensektor Kostensenkungen von bis zu 30 Prozent oder 25 Milliarden Euro möglich sind – und damit verbunden die Schließung von 10.000 Filialen sowie der Abbau von 115.000 Arbeitsplätzen. Einsparungen in diesen Dimensionen setzen indes voraus, dass Größenvorteile konsequent genutzt werden. Die Zahl der Banken in Deutschland könnte auch aus diesem Grund bis 2025 um ein Drittel auf rund 1.200 sinken.

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