Wie politische Ereignisse und Marktpsychologie den Krypto-Markt bewegen

22.11.2024

Moritz Schildt. Foto: @ coinIX

Der jüngste Wahlsieg von Donald Trump und dessen krypto-freundliche Ankündigungen haben den Kryptomarkt in Aufruhr versetzt. Bitcoin erreichte ein neues Allzeithoch, und Altcoins wie Ethereum und Dogecoin zogen nach. Doch was sind die Mechanismen hinter diesen Bewegungen, und warum folgen Altcoins zeitversetzt dem Bitcoin-Kurs?

Bitcoin ist seit seiner Einführung 2009 die unumstrittene Leitwährung des Kryptomarktes. Als digitales Gold mit der größten Marktkapitalisierung zieht er nicht nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, sondern auch das Kapital institutioneller und privater Investoren auf sich.

Wie Experten betonen, steigt der Bitcoin-Preis typischerweise zunächst nach einem sogenannten Halving. Dieses Ereignis reduziert das Angebot neuer Bitcoin und schafft so inflationäre Spannungen, die oft zu einem Preissprung führen. Darin zeigt sich eine klare zyklische Entwicklung: Nach dem Halving, das zuletzt im April 2024 stattfand, stieg Bitcoin in wenigen Monaten um über 100 Prozent, während Ethereum und andere Altcoins deutlich später nachzogen. Diese Verzögerung ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Erstens bleibt das Kapital zunächst in Bitcoin gebunden, bevor die Anleger mit ihren Gewinnen in risikoreichere Altcoins diversifizieren. Zweitens ist die geringere Marktkapitalisierung vieler Altcoins verantwortlich für stärkere Kursschwankungen, da bereits kleine Kapitalzuflüsse erhebliche Preisänderungen bewirken können.

Altcoins wie Ethereum profitieren von ihrer geringeren Marktkapitalisierung

Diese dominierende Rolle hat zur Folge, dass Bitcoin-Kurssprünge oft wie ein Signal wirken, dem andere Kryptowährungen – die sogenannten Altcoins – zeitversetzt folgen. Nach einem Bitcoin-Kurssprung fließt das Kapital zunächst in diesen sicheren Hafen, bevor Investoren risikoreichere Altcoins in Betracht ziehen. Historisch betrachtet fließt Kapital zuerst in Bitcoin, da er als vergleichsweise sicher gilt. Sobald Bitcoin deutliche Gewinne verzeichnet, diversifizieren Anleger ihre Portfolios und investieren in kleinere, risikoreichere Kryptowährungen. Altcoins wie Ethereum profitieren dabei von ihrer geringeren

Marktkapitalisierung, die größere Kursbewegungen selbst bei kleineren Kapitalzuflüssen ermöglicht. Zyklische Muster verstärken dieses Phänomen: Nach jedem Bitcoin-Halving, bei dem das Angebot neuer Bitcoins halbiert wird, folgt eine Phase steigender Preise. Diese Preisanstiege ziehen typischerweise zeitversetzt Altcoins mit, wie Daten aus den Zyklen 2016 bis 2020 und 2020 bis 2024 belegen.

Aktuelle Entwicklungen: Trumps Wahlsieg als Katalysator

Ethereum etwa übertraf Bitcoin in der Vergangenheit regelmäßig in späteren Phasen dieser Zyklen. Mit einem Allzeithoch von rund 4.100 Euro im Jahr 2021 zeigt Ethereum hohes Potenzial, sich zeitversetzt stärker zu erholen. Aktuell liegt der Kurs noch weit unter diesem Höchststand, was Raum für Wachstum schafft. Ein entscheidender Faktor für die

Beobachtung ist das Ethereum-/Bitcoin-Verhältnis. Derzeit nähert es sich einem Tiefstand von 2019 an, was auf eine relative Unterbewertung von Ethereum hindeutet. Diese Phase kann als Gelegenheit gesehen werden, da Ether in der Vergangenheit in solchen Situationen deutliche Erholungen zeigte.

Der Wahlsieg von Donald Trump im November 2024 und dessen krypto-freundliche Agenda haben den Markt zusätzlich angeheizt. Trump kündigte an, die USA zur „Krypto-Hauptstadt des Planeten“ machen zu wollen, mit Maßnahmen wie einer nationalen Bitcoin-Reserve.

Diese Ankündigungen lösten sofortiges Vertrauen bei Anlegern aus, was zu einem BitcoinKurssprung auf über 90.000 US-Dollar führte. Parallel dazu verzeichneten Altcoins ebenfalls deutliche Gewinne. Ethereum stieg auf über 3.000 US-Dollar, während Dogecoin einen Anstieg von 107 Prozent innerhalb einer Woche erzielte. Die Aussicht auf eine weniger restriktive Regulierung unter der neuen US-Regierung ließ Anleger vermehrt in risikoreichere Kryptowährungen investieren.

Marktpsychologie und Kapitalflüsse

Die Krypto-Märkte sind stark von der Psychologie der Investoren geprägt. Bitcoin agiert dabei als eine Art Anker des Vertrauens. Wenn er steigt, wächst das allgemeine Marktvertrauen, und die Bereitschaft, in Altcoins zu investieren, nimmt zu. Diese Stimmung ermutigt Anleger, Gewinne aus Bitcoin in höher spekulative Altcoins umzuschichten.

Darüber hinaus spielen technologische Entwicklungen und Partnerschaften – wie im Falle von Ethereum – eine Rolle, um das Vertrauen in Altcoins zu stärken. Die aktuelle Marktsituation spiegelt genau diese Dynamik wider: Nach dem Bitcoin-Kurssprung verschob sich das Kapital in Altcoins, die aufgrund ihrer geringeren Marktkapitalisierung größere relative Zuwächse erzielen konnten.

Die Beziehung zwischen Bitcoin und Altcoins ist ein Paradebeispiel für die Symbiose zwischen Marktpsychologie und politischer Dynamik. Der Wahlsieg von Donald Trump zeigt eindrucksvoll, wie politische Ereignisse die Kursbewegungen im Kryptomarkt beeinflussen können. Die positive Marktstimmung nach Trumps Wahlsieg führte zu erhöhten

Kapitalzuflüssen in den Kryptomarkt. Investoren erwarten weniger regulatorische Hürden und eine stärkere Akzeptanz von Kryptowährungen unter der neuen Administration. Dies hat nicht nur Bitcoin, sondern auch Altcoins beflügelt, da Anleger nach höheren Renditen suchen und in diversifizierte Krypto-Assets investieren. Bitcoin bleibt die treibende Kraft, aber Altcoins wie Ethereum bieten durch ihre höhere Volatilität und geringere Marktkapitalisierung attraktive Wachstumschancen – wenn auch mit erhöhtem Risiko. Investoren, die diese Zusammenhänge verstehen, können strategisch von den unterschiedlichen Marktzyklen profitieren.

Marktkommentar von Moritz Schildt, Vorstand der Beteiligungsgesellschaft coinIX.