Fondsbranche setzt auf KI – auch im Namen
22.11.2024
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Immer mehr Fonds setzen auf Künstliche Intelligenz – entweder als Investmentschwerpunkt oder für ihre Anlageentscheidungen. Die Experten der Scope Fund Analysis haben beide Fondsarten untersucht. Fazit: In der Breite überzeugen können sie noch nicht.
Scope hat die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Fondsbranche näher untersucht. Dabei wurden sowohl Fonds betrachtet, die in Aktien von Unternehmen mit Bezug zur KI investieren, als auch solche, die KI zur Unterstützung ihrer Anlageentscheidungen nutzen. Um diese Produkte zu identifizieren, wurden insbesondere Fonds analysiert, die den Begriff „Künstliche Intelligenz“ in ihrem Namen tragen – was auf eine besondere Relevanz des Themas hinweist.
Anlagefokus auf KI-Unternehmen
In der relevantesten Peergroup „Aktien Technologie-Welt“ hat Scope 22 Fonds ermittelt, die sich auf Unternehmen mit KI-Bezug konzentrieren. Diese Fonds haben sich in den letzten zwölf Monaten etwas schlechter entwickelt als globale Technologie-Fonds ohne Bezug zur KI im Namen (29,0 % gegenüber 29,5 %). Über einen Zeitraum von drei Jahren erzielten sie jedoch mit 5,0 % p. a. eine höhere Rendite als traditionelle Technologie-Fonds (4,4 % p. a.). Auf Fünfjahressicht war der Wertzuwachs nahezu gleich.
Wenn man zwischen traditionellen Fonds und ETFs unterscheidet, dann zeigt sich laut Analysten, dass aktiv gemanagte Fonds mit KI im Namen in den letzten zwölf Monaten im Durchschnitt deutlich besser abschnitten als ETFs. Es ist möglich, dass aktive Fonds bei diesem dynamischen Thema das Momentum bestimmter Aktien schneller erkannt und entsprechend reagiert haben. Über drei und fünf Jahre schneiden jedoch die ETFs mit KI im Namen besser ab als die aktiven Fonds. Diese Zeiträume sind in Bezug auf das Thema KI jedoch weniger aussagekräftig, da sich die Strategien der Fonds in den letzten Jahren geändert haben könnten und KI möglicherweise nicht durchgängig im Fokus stand.
Bei den größten Positionen gibt es laut Scope nur geringe Unterschiede zwischen Fonds mit KI-Investmentfokus und solchen ohne. Die beliebtesten Top-10-Werte beider Gruppen überschneiden sich zu 90 %. So finden sich beispielsweise NVIDIA und Microsoft in beiden Gruppen häufig unter den zehn größten Positionen. Auch andere große Unternehmen wie Google, Amazon, Taiwan Semiconductor und Apple sind sowohl in Fonds mit KI im Namen als auch in anderen Fonds oft stark gewichtet.
Nutzung von KI im Anlageprozess
Zusätzlich zu den 22 Fonds aus der Peergroup Aktien Technologie Welt, die in KI-Unternehmen investieren, hat Scope 37 Fonds identifiziert, die Künstliche Intelligenz umfassend in ihren Anlageprozess integriert haben. Davon stammen 28 aus Peergroups, die von Scope bewertet werden. Der Vergleich dieser 28 Fonds mit den Durchschnittswerten ihrer jeweiligen Peergroup zeigt, dass es den KI-Fonds in der Mehrheit nicht gelungen ist, ihre Peergroup zu übertreffen. Über einen Zeitraum von einem Jahr erzielten 48 % dieser Fonds eine höhere Rendite als ihre Vergleichsgruppe, über drei Jahre waren es 40 % und über fünf Jahre 30 %. Immerhin hatte jeder zweite KI-Fonds auf Dreijahressicht eine niedrigere Volatilität als der durchschnittliche Konkurrent.
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz in Portfolios führt daher nicht zwangsläufig zu Überrenditen, zumindest nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Zudem haben nur zehn KI-Fonds einen Track Record von fünf Jahren. Längere Zeiträume wären hilfreich, um das Potenzial der KI voll auszuschöpfen, da das System kontinuierlich trainiert wird und Vorschläge liefern sollte, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Vieles hängt auch von der Strategie ab, welche Daten der KI zur Verfügung gestellt werden und welche Wertpapiere das System auswählen soll. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Portfolios wird jedoch laut Scope voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen. (sg)