Umgang mit Übergewichtungen US-Titel im Portfolio
25.11.2024
Andreas Görler. Foto: Pruschke & Kalm GmbH
Auch das Jahr 2024 scheint wieder ein gutes Börsenjahr zu werden. Es war ebenfalls keine schlechte Idee, in US-Titeln übergewichtet zu sein. Der US-Kapitalmarkt ist der größte der Welt. Da Kapitalanlagen in der Altersvorsorge der US-Amerikaner eine übergeordnete Bedeutung haben, greifen sowohl republikanische als auch demokratische Regierungen kaum „störend“ ein.
Aktuell werden die Signale der kommenden Regierung – mit sinkenden Steuern und einer deutlich höheren Staatsverschuldung – positiv von den Kapitalmärkten aufgenommen. Zumindest betrifft dies amerikanische oder internationale Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Insbesondere die Top-Ten-Unternehmen der USA tragen zur starken Performance bei. Small- und Mid-Caps, vor allem wenn sie nicht aus den USA stammen, schnitten schwächer ab.
Staats- und Privatverschuldung nimmt stetig zu
Momentan liegt die Gesamtverschuldung der USA bei 35,30 Billionen US-Dollar. In absoluter Höhe ist dies die höchste Staatsverschuldung der Welt und liegt relativ bei ca. 126 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – und damit auf dem höchsten Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg. Wenn alle Maßnahmen der zukünftigen Administration umgesetzt werden, käme noch ein zweistelliger Billionenbetrag hinzu. Allein die Kreditkartenschulden privater Haushalte liegen über einer Billion US-Dollar. Das Volumen ausstehender Studentenkredite beträgt 1,50 Billionen US-Dollar. Die Hypothekenbestände belaufen sich auf ca. zwölf Billionen US-Dollar. Insgesamt sind Privathaushalte mit über 17 Billionen US-Dollar verschuldet.
Es interessiert dabei auch nicht so sehr, woher das Geld kommen soll, wenn man Steuereinnahmen senken und die Schuldenquote erhöhen will. Meistens geht man davon aus, dass das Wirtschaftswachstum zumindest über der Inflationsrate bzw. dem Zinsniveau liegt oder das Unternehmen so viel Geld verdienen werden, dass die absoluten Steuereinnahmen – trotz niedrigerer Steuersätze – höher sind als vorher. Dies würde dazu beitragen, dass sich Probleme nicht verschärfen oder ignoriert werden können.
Der normale volkswirtschaftliche Zusammenhang wäre eigentlich, dass Inflationsraten nach solchen Eingriffen steigen. Das wiederum würde bedeuten, dass die Fed dann die Zinsen anheben müsste. Es dürfte „interessant“ sein, wie sich die Trump-Administration und die Fed in einem solchen Szenario auseinandersetzen werden.
Standortvorteil
Die USA haben immerhin den Vorteil, dass sie als drittgrößtes Land der Erde selbst genügend Rohstoffe und Nahrungsmittel fördern bzw. erzeugen können, sodass eine gewisse Unabhängigkeit vorhanden ist. Außerdem ist der US-Dollar weiterhin die Weltwährung, wodurch Wechselkursrisiken vermieden werden. Zwar gibt es immer wieder Diskussionen darüber, dass die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sowie Beitrittskandidaten die Einführung einer eigenen Währung umsetzen wollen, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern und den Einfluss der Gruppe in der globalen Wirtschaft zu stärken. Die Umsetzung einer gemeinsamen BRICS-Währung steht allerdings vor erheblichen Hürden. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern erschweren die Harmonisierung der Geldpolitik. Trotzdem sollte man es mit dem US-Anteil im eigenen Portfolio nicht übertreiben.
Starke Übergewichtung in populären ETFs
Die in beliebten ETFs verwendeten Aktienindizes MSCI World, Nasdaq und S&P 500 bestehen zu 70, 90 bzw. 100 Prozent aus amerikanischen Titeln. In Deutschland finden sich diese Indizes unter den „ETF-Top-Ten“. Die noch beliebteren „Magnificent Seven“ (Meta, Alphabet, Apple, NVIDIA, Microsoft, Tesla und Amazon) sind dort mit 19,30 Prozent, 39,01 Prozent bzw. 25,88 Prozent gewichtet – Tendenz derzeit eher steigend.
Auch im Dow-Jones-Index sind mit Amazon, Microsoft und Apple drei dieser Werte vertreten und mit 56,70 Prozent gewichtet. Oft werden diese Indizes auch noch kombiniert, was keinerlei Diversifikationsvorteil bietet. Außerdem sollte jedem, der ausschließlich in diese Indizes investiert, klar sein, dass das Rückschlagpotenzial bei Korrekturen mittlerweile sehr hoch ist.
Mit geringerem Risiko investiert bleiben
Sofern man es dennoch vorzieht, weiterhin hohe Anteile im US-Aktienmarkt zu halten, lohnt ggfs. ein Blick auf den aktiven Aktienfonds Syntelligence Growth Fund (WKN A3DDW9). Hier werden die Transaktionen der weltweit besten Investoren gecovert und zusammengeführt. Man erhält so tendenziell ebenfalls eine US-Übergewichtung. Allerdings geht es dann nicht um Marktkapitalisierung, sondern um fundamentale Entscheidungen von Investoren mit hoher Reputation.
Auch der All Stars 10x10 AK (WKN A3C91Q) hält im Moment ca. 70 Prozent US-Aktien. Das Portfolio setzt sich auf Basis von zehn verschiedenen Strategien mit jeweils zehn Aktien zusammen, basierend auf Selektionskriterien wie Dividende, Markenwert und Wertschöpfungsqualität. Der Schwerpunkt liegt auf wachstumsorientierten Zukunftsthemen. Verschiedene Fondsspezialisten selektieren unabhängig voneinander für eines oder mehrere der zehn Anlagethemen jeweils zehn Aktien.
Wer das Thema abgesicherter umsetzen möchte, erhält mit dem Monega Aktienflex Protect US (WKN A3D1WS) eine Möglichkeit, in den US-Aktienmarkt zu investieren. Hierbei erfolgt die Steuerung der Aktienquote vollständig systematisch. Quantitative Indikatoren werden wöchentlich ausgewertet und umgesetzt. Ziel ist es, deutlich geringere negative Ausschläge in Schwächephasen zuzulassen.
Auch dies sind jedoch nur Beimischungen für ein Portfolio, die je nach Größe fünf bis zehn Prozent ausmachen sollten. Zu einer guten Struktur gehören auch europäische und asiatische Aktien sowie internationale Anleihen und ein Liquiditätspolster. Eine Wertpapier-Auswahl sollte nach fundamentalen Kriterien erfolgen und aktiv überwacht werden. Eine „Ein-Produkt-Lösung“ für jeden Anleger gibt es, nach meiner Auffassung, nicht.
Marktkommentar von Andreas Görler, Senior Wealth Manager, zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH, Berlin.