Assekurata-Marktausblick zur PKV

19.05.2022

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Nach dem Rekordzuwachs bei den Prämien 2021 von rund 2,6 Mrd. Euro dürften sich die Beitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung (PKV) 2022 marktweit etwas geringer erhöhen. Die gesamten Prämieneinnahmen bleiben somit weiterhin auf einem Rekordniveau, was zu einer stabilen Sicherheitslage führt. Bedingt durch die hohen Beitragsanpassungen im Vorjahr konnte die Branche sowohl das versicherungsgeschäftliche Ergebnis als auch das Rohergebnis nach Steuern steigern.

Besonders positiv ist in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Nettokapitalanlageergebnisses. Dies teilt die Rating-Agentur Assekurata heute mit. „Trotz der auf den ersten Blick guten Situation der PKV-Branche hat diese mit einigen Ungewissheiten zu kämpfen. Die Corona-Pandemie ist weiterhin nicht vorbei und Auswirkungen von Long-Covid noch nicht prognostizierbar“, fasst Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH und Autor der Untersuchung, die Ergebnisse zusammen. „Ebenso wenig lassen sich verlässliche Prognosen über die Kapitalmarktentwicklungen abgeben. Der Druck auf die Beitragsstabilität durch Niedrigzinsen dürfte angesichts der erwarteten Steigerung im Zinsumfeld für eine gewisse Entlastung sorgen. Zusätzlich bleiben jedoch die Folgewirkungen des Ukraine-Kriegs auf die gesamtgesellschaftliche Situation und damit verbunden die Zahlungsbereitschaft für Versicherungen unklar“, so Kraus weiter. Die Beitragseinnahmen befinden sich zwar weiterhin auf einem Rekordniveau, werden aber nach dem Rekordzuwachs 2021 voraussichtlich wieder unter der 2 Mrd.-Euro-Grenze bleiben. „Die stabile Sicherheitslage der PKV zeigt sich anhand der Eigenkapitalquote, die im vergangenen Jahr marktweit auf 16,5 % stieg. Ebenso konnte die Branche die Solvency-II-Quote von 491,4 % auf 512, % steigern“, erläutert Abdulkadir Çebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.

Nach einem coronabedingten Tief 2020 zogen die gesamten Leistungsausgaben wieder um 2,1 % an und lagen 2021 bei ca. 31.4 Mrd. Euro. Einen deutlichen Anstieg gab es vor allem erneut im Krankentagegeldsegment. „Es bleibt abzuwarten, ob die erwarteten Nachholeffekte einsetzen, also während der Pandemie verschobene Krankenhausaufenthalte oder Behandlungen nachgeholt werden und die Leistungsausgaben merklich beeinflussen“, erläutert Kraus. „Ebenso gilt es, das Thema Long-Covid und dessen Auswirkungen weiter im Auge zu behalten. Bislang konnten die Versicherer hauptsächlich den Leistungsanstieg im Krankentagegeld eindeutig Covid- und Post-Covid zuordnen.“ Im Zusammenspiel mit den höheren Beitragsanpassungen 2021 und der nur moderaten Steigerung der Leistungsausgaben konnte die Branche das versicherungsgeschäftliche Ergebnis insgesamt um rund 24 % von 5,6 Mrd. Euro auf 6,9 Mrd. Euro steigern. Trotz schwierigem Marktumfeld erhöhte sich auch das Nettokapitalergebnis von 8,8 Mrd. € auf 9,5 Mrd. Euro, in dessen Folge das Rohergebnis nach Steuern um beachtenswerte 36 % (von 5,7 auf 7,8 Mrd. Euro) anstieg. In der Kapitalanlage setzen die Krankenversicherer zunehmend auf realwertorientierte Anlagen, gleichzeitig reduzieren sie – auch aufgrund der entspannteren pandemischen Lage – wieder den Anteil festverzinslicher Wertpapiere. Ansonsten hatte die Pandemie kaum Einfluss auf die Bonitätsstruktur der Rentenportfolios, die nahezu unverändert blieben.

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