Assekurata-Marktausblick zur PKV

19.05.2022

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„Nachhaltige Themen, wie das Bewusstsein für Gesundheit und Gesundheitsversorgung, rücken bei den Verbrauchern noch stärker in den Mittelpunkt und eröffnen den Versicherern Chancen“, prognostiziert Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Çebi, „Dies zeigt auch die Entwicklung in der betrieblichen Krankenversicherung, die trotz teilweise coronabedingter Zurückhaltung auf Arbeitgeberseite weiterhin ein hohes Wachstum verzeichnen konnte.“ Positiv wirkte sich hierbei mit Sicherheit aus, dass die bKV seit 2019 als Sachlohn steuerfrei ist und die Freigrenze für Sachleistungen zum 01.01.2022 von 44 Euro auf 50 €Euro angehoben wurde. Hier steht die bKV jedoch im Wettbewerb zu anderen steuerfreien Sachlöhnen, weshalb erste Forderungen im Markt lauter werden, dass die bKV – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – als eigener Durchführungsweg implementiert werden sollte. Unterstützt wird diese Forderung durch den Umstand, dass die Absicherung im Pflegefall auch im Rahmen der bKV eine immer größere Rolle spielt, was die Chance bietet, größere Kollektive abzusichern. Versorgungslücke im Pflegefall hängt stark von Wohnort abhängig Denn aktuell haben nur ca. 4,5 Mio. Deutsche eine Pflegezusatzversicherung, was im Pflegefall zu erheblichen Lücken führen kann. Im Bundesdurchschnitt beträgt der Eigenanteil der Pflegebedürftigen im Pflegeheim pro Monat durchschnittlich 2.184 € und schwankt laut Auswertung des PKV-Verbandes je nach Wohnort von 1.620 € in Sachsen bis 2.657 € im Saarland. „Die niedrige Absicherungsquote lässt sich zum Teil mit der Verunsicherung der Kunden im Zusammenhang mit höheren Beitragsanpassungen in der Vergangenheit erklären. Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz erhöhte sich 2017 zum Beispiel schlagartig die Zahl der Anspruchsberechtigten, was in der Folgezu Beitragsanpassungen in der Pflegetagegeldversicherung geführt hat“, erläutert Abdulkadir Çebi.

Obwohl der Transformationsprozess der privaten Krankenversicherer weg vom reinen Kostenerstatter hin zum Gesundheitsdienstleister bereits seit einiger Zeit vonstattengeht, ist dieser noch nicht endgültig bei den Kunden angekommen. Laut einer aktuellen Umfrage der Assekurata Solutions ist der Bekanntheitsgrad von Gesundheitsservices in der PKV im Vorjahresvergleich sogar leicht rückläufig. Gleichzeitig steigt der Anteil derer, die in Eigenrecherche nach genau diesen Services suchen. Während sich Kundenportale und -apps zunehmender Beliebtheit erfreuen, haben die Versicherer Schwierigkeiten, die Kunden mit weiteren Services zu erreichen. So sind die digitalen Gesundheitsanwendungen größtenteils noch unbekannt und werden kaum genutzt. Gleichwohl herrscht selbst unter den Gesellschaften kein eindeutiges Stimmungsbild zum Kundennutzen digitaler Gesundheitsanwendungen. Dies geht aus einer Umfrage zur Markteinschätzung hervor, die Assekurata im Frühjahr unter 13 Krankenversicherern mit einem Marktanteil nach vollversicherten Personen von 68 % durchgeführt hat. Auf die Frage, ob digitale Gesundheitsanwendungen zukünftig einen hohen Kundennutzen darstellen werden, gaben lediglich 7 % an, dass dies vollkommen zutrifft, wohingegen 13 % der Meinung waren, dass dies weniger zutrifft.

Ähnlich wie bei den digitalen Gesundheitsanwendungen, die seit 2021 eine GKV-Leistung darstellen, verhält es sich mit der elektronischen Patientenakte. Diese muss von Seiten der GKV seit Anfang 2021 angeboten werden. Die privaten Krankenversicherer planen, diese ab Mitte 2022 umzusetzen, teilweise wurde dies aber aus verschiedenen Gründen bereits auf 2023 verschoben. Bislang arbeitet die PKV noch nicht mit elektronischen Gesundheitskarten (eGK), die jedoch für die Anmeldung bei der ePA benötigt werden. Ebenso brauchen die Unternehmen erstmalig die Rentenversicherungsnummern und einen vollständigen Anschluss an die Telematik-Infrastruktur. „Um die digitale Vorreiterrolle im Vergleich zu den gesetzlichen Krankenkassen beizubehalten, werden die privaten Krankenversicherer hier nachziehen müssen, haben in diesem Bereich aber noch administrativen Nachholbedarf“, merkt Kraus an. (hdm)