Anleger vor unsicherem Jahr 2017
18.11.2016
Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions / Foto: © Robeco
Steuern: Ankurbelung der Wirtschaft und Erneuerung der Infrastruktur
„Steuersenkungen und Investitionen in Infrastruktur stehen weit oben auf der Liste möglicher politischer Veränderungen", sagt Daalder. Trumps Vorhaben, Mexiko für die Mauer zwischen beiden Ländern bezahlen zu lassen, hält der Robeco-Experte für unrealistisch. „Wenn er tatsächlich mit dem Bau einer Mauer beginnt, wird dies größtenteils zu Lasten der US-Staatsfinanzen gehen. Rein wirtschaftlich betrachtet mag dieses Vorhaben sogar positiv sein, weil Infrastrukturinvestitionen die Konjunktur in Schwung bringen. Doch während beispielsweise der Bau einer Brücke Transportkosten senkt und sich längerfristig positiv auf die Wirtschaft auswirkt, ist dies bei einer Mauer nicht der Fall. Der sogenannte Multiplikator-Effekt solcher Maßnahmen wird begrenzt sein", erwartet Daalder.
Handel: Handelsabkommen aufzukündigen ist leichter als sie abzuschließen
„Jeder US-Präsident hat weitreichende Handlungsvollmachten in Bezug auf Handelsabkommen. Der Abschluss solcher Abkommen ist ein langwieriger Prozess. Sie aufzukündigen ist dagegen viel einfacher und erfordert nicht die Zustimmung des US-Kongresses", betont Daalder. „Es ist der Weg des geringsten Widerstandes, und Trumps Wähler dürften ihm applaudieren. Das scheint also ein offensichtliches Risiko
zu sein." Hier steht für Daalder offensichtlich China im Fokus: „Trump will Arbeitsplätze zurück in die USA holen. Angesichts des hohen Leistungsbilanzüberschusses Deutschlands liegt aber auch Europa nicht außerhalb der Gefahrenzone. Das mag unbedeutend klingen. Der Hauptgrund, warum die Große Depression in den 1930er Jahren so lange gedauert hat und so schmerzvoll war, waren aber die damaligen Handelskriege. Natürlich prognostizieren wir nicht einen solchen Gang der Dinge. Aber es sollte klar sein, dass in diesem Punkt erhebliche Risiken bestehen", erläutert Daalder. Die Aktienmärkte sind wegen der Aussicht auf eine Ankurbelung der Wirtschaft kräftig gestiegen. Sie ignorieren laut Daalder aber die Kehrseite: „Wir stellen die Wirksamkeit von Trumps geplanten Maßnahmen zur Konjunkturförderung angesichts ihres geringen Multiplikator-Effekts und möglicher politischer Widerstände in Frage. Unserer Meinung nach ist es der Weg des geringsten Widerstandes, stattdessen einen Handelskrieg anzuzetteln."
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