An Tagen wie diesen..
10.09.2019
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Wer auch immer im Telefonat einen Ton an den Tag legt oder Reizformulierungen verwendet, dem solltest du künftig deine Grenzen aufzeigen. Ein höfliches, aber entschiedenes »Stopp« oder »Ihre Kritik höre ich mir gerne an, aber nicht so« reicht vollkommen. Oder du versuchst es mit Humor: »Hallo? Hallo? Hallo? Ich kann sie gerade nicht gut hören, die Verbindung scheint gerade unterbrochen zu sein!« Gefolgt von einem bewusst überzogenen Lachen, das signalisiert, dass es gerade ein Spaß war. Die Botschaft: Nur, wer so etwas nicht mit sich machen lässt, erlaubt sich einen solchen Spaß auf Meta-Ebene. Oder ganz nüchtern: »Also es ist offensichtlich, dass sie gerade sehr aufgebracht sind. Das Problem ist, dass ich dafür nicht zur Verfügung stehe. Entweder wir kommunizieren wieder etwas ruhiger miteinander oder wir machen eine kurze Pause.« Diese implizite Ankündigung eines baldigen Endes hat den Charme, dass es dem anderen eine Wahl lässt: Macht er so weiter, beenden Sie das Gespräch. Kommt er hingegen zur Besinnung, geht das Telefonat gesittet weiter. Sie eröffnen zwei Szenarien, er wählt zuerst, sie wählen entsprechend seiner Wahl. Das Attraktive an dieser Vorgehensweise ist, das die Reaktionsmöglichkeiten des Gesprächspartners deiner Absicht dienen: Entweder Gespräch weiterführen oder unfaires Gespräch beenden und nachher gegebenenfalls fortsetzen. Was du hierfür benötigst: Erstens die Klarheit, welche Wahl du anbietest. Zweitens den Mut, konsequent zu reagieren. Sollte das Gegenüber beispielsweise aufgebracht bleiben, kannst du entweder sofort auflegen (du hattest es ja angekündigt, insofern ist es nicht frech), oder du sprichst es noch einmal aus, quasi als letzte Warnung, um es dann zu tun, etwa so: »Ich verstehe, Sie haben sich also dazu entschieden, weiter aufgebracht zu sein, ich hatte ja angekündigt, dann aufzulegen, was ich jetzt tun werde.«
Entweder legst du tatsächlich gleich auf, oder du gibst ihm noch einmal eine letzte Chance, indem du für eine Sekunde wartest. So oder so, du erlebst dich nicht länger als Spielball deines Gegenübers. Du steckst nicht mehr ein, du bist kein scheues Reh mehr, aber auch kein aufbrausender Gorilla. Du bist einfach nur noch ein »selbstfürsorglicher Selbstbehaupter«.
Und wenn du Glück hast, wirst du viel besser schlafen können als letzte Nacht und dein nächster Tag wird viel leichter werden.
Autor: Philipp Karch, Coach, Trainer und Speaker