"An der Nadel des billigen Geldes"

04.03.2020

Prof. Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel / Foto: © Degussa Goldhandel

Auch die EZB hat bereits anklingen lassen, sie werde ihre Politik noch weiter lockern – möglicherweise indem sie die Refinanzierungszinsen für Euro-Bankkredite weiter in die Tiefe treibt (über z. B. „TLTRO“-Operationen); und vermutlich wird auch das eher früher als später eingeleitet.

Die Fed – wie mittlerweile auch alle anderen Zentralbanken – verfolgen alle die gleiche Strategie: Ihre Jahrzehnte währende Politik des Kredit- und Geldmengenvermehrens zu immer niedrigeren Zinsen hat längst zu einer „Überdehnung“ des Geld- und Kreditsystem geführt.

In der Tat ließe eine erneute Rezession befürchten, dass die Produktions- und Beschäftigungsstrukturen, die weltweit seit der letzten Krise 2008/2009 quasi „an der Nadel des billigen Geldes“ hängen, ins Wanken geraten, möglicherweise umstürzen.

Ob nun mit oder ohne Corona-Virus-Effekt ist eine Abkehr von der Geldpolitik des Zinssenkens und Geldvermehrens daher ohnehin nicht in Sicht.

Und wenn die befürchteten Negativeffekte des Corona-Virus sich als überzogen herausstellen sollten, dann kommt die erneute Lockerung einem noch kräftigeren Tritt auf das geldpolitische Gaspedal gleich, der sich wohl kaum wieder zurücknehmen lässt.

Für Anleger bedeutet das vor allem, dass die Kaufkraft des Geldes weiter schwinden wird.

Aus diesem Grund ist und bleibt das Gold attraktiv für Anleger: Seine Kaufkraft lässt sich durch die Zentralbankpolitik nicht entwerten, und das Gold (anders als Bankeinlagen) trägt auch kein Zahlungsausfallrisiko.

Für Langfristanleger mit einem Horizont von, sagen wir fünf Jahren, ist das Gold zu aktuellen Preisen immer noch attraktiv; und wer auf Gold setzt, hat auch gute Gründe auf Silber zu setzen, das zwar schwankungsanfällig ist, aber ein erhebliches Preissteigerungspotential birgt.

Marktkommentar von Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Degussa Goldhandel