Wohneigentum ist (fast) immer günstiger als Mieten

09.06.2021

Foto: © Chinnapong - stock.adobe.com

Corona stärkt Wohneigentum

„Die Corona-Pandemie hatte keine dämpfende Wirkung auf die Wohnimmobilienpreise in Deutschland. Die pessimistischen Szenarien mit Preisrückgängen von 20 % haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Wohneigentum hat durch Corona zusätzliche Wertschätzung erfahren“, erläutert Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte des IW. „Zwar pausiert die Zuwanderung in die Städte. Aber mit den Lockerungen im Zuge der Impfkampagnen wird auch die internationale Migration an Fahrt gewinnen. Mittelfristig sind Großstädte weiterhin attraktive Märkte, an denen weiterhin Preissteigerungen zu erwarten sind.“ So zogen zuletzt nur noch 1,18 Mio. Menschen nach Deutschland, während ca. 980.000 das Land verlassen haben. Im Jahr 2019 lag die Zuwanderung noch bei 1,6 Mio. Auch in diesem Jahr ist mit niedrigeren Zuwanderungssalden zu rechnen und besonders in Städten wie Hamburg, Frankfurt und München sind die Einwohnerzahlen deutlich zurückgegangen. Die Studienautoren gehen jedoch davon aus, dass die hohe Attraktivität der deutschen Metropolen sowie die anziehende Nachfrage nach Fachkräften schon bald wieder zu einem höheren Einwohnerwachstum führen wird. „Das im Großteil positive Bevölkerungswachstum und der anhaltende Nachfrageüberhang werden auch in naher Zukunft zu weiter steigenden Kauf- und Mietpreisen führen“, vermutet Schriewer.

Auch in den Metropolen lohnt sich das Eigenheim

Die hohen Immobilienpreise in den Metropolregionen prägen seit Jahren die öffentliche Diskussion. Aufgrund der hohen Mieten sind hier Selbstnutzer weiterhin im Vorteil. So leben diese in Berlin durchschnittlich 41,1 % günstiger als Mieter, in Hamburg beträgt der Unterschied 50,3 %, in München 53,6 % und in Stuttgart 58,1 %. In Frankfurt leben Eigentümer 60,6 % günstiger als Mieter, in Düsseldorf um 64,3 % und in Köln sogar um 65,1 %.

Politik ist gefordert

Da die Menschen coronabedingt im vergangenen Jahr deutlich mehr Zeit in ihren Wohnungen verbracht haben, ist die Bedeutung von Wohneigentum deutlich gestiegen, was sich auch in einer höheren Nachfrage danach niederschlägt. Trotzdem ist Deutschland nach wie vor ein Mieterland. „Wir wiederholen unseren Appell, dass der Zugang zu Wohneigentum von der Politik unterstützt werden sollte. Es gibt zahlreiche Beispiele aus europäischen Ländern wie Großbritannien oder Belgien, die Erwerbe von Wohneigentum zum Beispiel bei der Grunderwerbsteuer entlasten. Da das notwendige Eigenkapital die häufigste Hürde beim Eigentumserwerb darstellt, könnten staatlich garantierte Nachrangdarlehen und eine Reform der Grunderwerbsteuer den Zugang von Haushalten mit mittlerem oder niedrigem Einkommen zu Wohneigentum verbessern“, so Voigtländer.

„Vor allem sollten Käufer mit einer Reduzierung der Kaufnebenkosten entlastet werden. Sie stellen häufig den Grund für die wachsenden Anforderungen an das Eigenkapital dar. Dort hat der Staat die größten Handlungsmöglichkeiten, etwa über Freibeträge oder einen Erlass der Grunderwerbsteuer“, ergänzt Schriewer. (ahu)