„ Wir sind Manager und Dienstleister, nicht nur Vermieter“
09.07.2021
Marc Schumann, Geschäftsführer Solvium Capital / Foto: © Solvium
Solvium managt die Vermietung von Containern in Asien, da wo die Hotspots des Containerhandels sind. Geschäftsführer Marc Schumann von Solvium Capital über Trends der Logistik und die Auswirkungen der Corona-Krise.
finanzwelt: Herr Schumann, vor kurzem hat ein Containerfrachter den Suez-Kanal blockiert und für einen Riesenstau gesorgt. Zu Beginn der Corona-Krise durften viele Schiffe ihre Häfen nicht verlassen und andere Häfen nicht anlaufen. Wie sicher ist die Schifffahrt noch? Marc Schumann» Die weltweite Logistik kann jederzeit und an vielen Stellen ins Stocken geraten. Sei es durch die Corona-Pandemie oder sei es durch einen simplen Verkehrsunfall. In beiden Fällen dauerte es einige Wochen, bis sich die Verkehre wieder normalisiert haben. Es gibt zwar Alternativen; Schiffe aus Asien können natürlich um Afrika herum nach Europa fahren. Das dauert aber länger und ist teurer. Es erscheint paradox, aber für unser Geschäft als Manager und Vermieter von Containern hat sich die Krise positiv ausgewirkt.
finanzwelt: Wie kann es denn positiv sein, wenn die Schifffahrt zum Erliegen kommt? Schumann» Als viele Schiffe vor rund einem Jahr die chinesischen Häfen nicht verlassen und anlaufen durften, haben die chinesischen Fabriken ja nicht die Produktion eingestellt. Die haben weiter Container gefüllt, bekamen aber keine leeren Container aus Europa zurück. Die regionale Nachfrage nach leeren Containern stieg also sprunghaft an und folglich auch die Preise für die Vermietung. Der Trend zu höheren Preisen hat sich im Übrigen auch nach der Öffnung der Häfen fortgesetzt, aber aus einem anderen Grund: Die Reedereien erzielen durch die Nachholeffekte jetzt Frachtraten, von denen sie in den letzten Jahren nur träumen konnten. Die Nachfrage nach vermieteten Containern ist dadurch ebenfalls sprunghaft angestiegen. Wer in dieser Situation Container besitzt, hat eine sehr gute Verhandlungsposition, um die höheren Mieten für sehr viel längere Zeiträume zu sichern.
finanzwelt: Wer sind denn Vermieter von Containern? Schumann» Unter den Vermietern gibt es Schwergewichte, die riesige Mengen an Containern an die großen Reedereien vermieten. Deren Massengeschäft ist zwar solide, aber margenarm. Große Reedereien schreiben zum Beispiel die Anmietung von mehreren Zehntausend Containern aus. Auf dieser Basis werden dann von den Marktforschern wie beispielsweise Drewry Marktdaten publiziert. Das führt bei Teilen der Presse immer wieder zu Missverständnissen, denn wir als mittelgroße Vermietgesellschaft bewegen uns in ganz anderen Märkten mit anderen Kunden und anderen, nämlich deutlich höheren Preisen.
finanzwelt: Wer ist jetzt „wir“? Sie als Solvium Capital? Schumann» Nein, das sind unsere Schwestergesellschaften in Südostasien. Solvium Capital ist Tochter der Solvium Holding AG und die wiederum ist Muttergesellschaft der Noble Container Leasing Gruppe in Hong Kong. Das Geschäft wird dort vor Ort von einer chinesischen Managerin mit langjähriger Erfahrung geführt, die auch am Unternehmen beteiligt ist. Ich bin gleichzeitig Geschäftsführer von Solvium Capital und im Board der Schwestergesellschaften in Asien. Diese besuche ich natürlich regelmäßig und bin dadurch normalerweise oft vor Ort, um mich mit den Kollegen über Neuigkeiten und Trends auszutauschen und natürlich zu Verhandlungen mit Mietern und Produzenten. Zurzeit natürlich leider nicht. Aber wir haben uns ja alle an Video-Meetings gewöhnt.
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