Wir sehen uns in der Verantwortung

22.04.2021

Ralf Berndt, Vorstand der Stuttgarter Lebensversicherung / Foto: © Stuttgarter

finanzwelt: Wie sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen? Was kommt auf die Versicherer und auf die Vermittler zu? Berndt» Im Finanzdienstleistungsbereich regelt die Transparenzverordnung, wie Anbieter und Vermittler darüber zu informieren haben, inwiefern sie Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Investitionsentscheidungen und in der Beratung berücksichtigen. Diese Informationen sollen die Kunden bei ihrer Anlageentscheidung unterstützen und langfristig zu einer verstärkten Einbeziehung von Nachhaltigkeitsüberlegungen bei der Kapitalanlage führen. Die Transparenzverordnung ist bereits zum 10. März 2021 in Kraft getreten. Ab voraussichtlich 2022 werden Vermittler dann auch durch die Vertriebsrichtlinie IDD und die Finanzmarktrichtlinie MiFID der Europäischen Union verpflichtet, die Wünsche und Anforderungen der Kunden bezüglich Nachhaltigkeit im Beratungsgespräch konkret zu erfragen. Das heißt, alle Marktteilnehmenden – Anbieter wie Vermittler – sind gefordert, Nachhaltigkeit in ihren Geschäftsaktivitäten zu verankern.

finanzwelt: Ein Schritt in die richtige Richtung, oder? Berndt» Die Stuttgarter als Anbieter von Altersvorsorgeprodukten hält dies für richtig und wichtig. Und das Interesse auf der Seite der Vermittler ist groß. Das sehen wir längst an den Teilnehmerzahlen der von uns in den letzten Jahren angebotenen Seminaren in diesem Bereich. Und deshalb starten wir mit unseren „Grüne-Themen-Wochen“ ab Mitte April erneut eine breit angelegte Informations-Offensive. Gemeinsam mit renommierten Branchen-Experten informieren wir zum Thema Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge. Interessierten Geschäftspartnern stellen wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen, Produkte oder Tipps aus der vertrieblichen Praxis im Rahmen von Newslettern oder kostenlosen Online-Seminaren vor.

finanzwelt: Aspekte der Nachhaltigkeit spielen zunehmend eine Rolle. Und gleichzeitig steht die private und betriebliche Altersvorsorge in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen vor großen Herausforderungen. Müssen sich die Kunden hier daran gewöhnen, teilweise oder ganz auf Rendite zu verzichten? Berndt» Richtig, ist, dass im Zuge der Niedrig- und Negativzinsphase lieb gewonnene Produkte wie „Klassik“-Tarife keine ausreichende Rendite mehr erzielen – unabhängig davon, ob es sich um nachhaltige oder grüne Angebote handelt oder nicht. Und deshalb sind sie bereits in den Hintergrund gerückt. Heute haben Kunden dann die Chance auf Rendite, wenn sie sich für kapitalmarktorientierte Angebote wie Index- oder Fondspolicen entscheiden. Und viele sind bereits überzeugt und haben einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Kapitalmarktorientierte Produkte stellen mittlerweile mehr als 70 % unseres Neugeschäftsanteils dar. Gleichzeitig sehen wir, dass Kunden beim Abschluss einer Fonds- oder Indexrente nach wie vor zögern. Sie haben Angst vor finanziellen Verlusten – eine Vorstellung, die fest in den Köpfen steckt. Aufklärung ist gefragt. Und auch hier sehen wir uns – wie beim Thema Nachhaltigkeit – in der Verantwortung, unsere Vermittler zu unterstützen. Im Zuge der Einführung unserer neuen Fondsrente performance+ Anfang dieses Jahres haben wir ein Schulungsangebot für freie Vermittler umgesetzt. Unser Ziel war es aufzuzeigen, wie Vermittler auch in Zeiten von Null- und Negativzinsen mit kapitalmarktorientierten Produkten in der Kundenberatung überzeugen und damit einen wichtigen Beitrag für einen finanziell sorgenfreien Ruhestand ihrer Kunden leisten können. Die Resonanz war enorm. Mit fast 2.000 Teilnehmern wurde deutlich: Die Nachfrage und damit der Informationsbedarf ist groß.

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