„Win-Win-Situation“

18.03.2020

Johannes Laub, Geschäftsführer CrowdDesk / Foto: © CrowdDesk

finanzwelt: Sie haben nun CrowdDesk NEXT eingeführt. Was können sich Emittenten und Vermittler darunter vorstellen?

Laub: Mit CrowdDesk NEXT haben wir eine Art Marktplatz geschaffen, auf dem Emittenten ihre prospektierten und unprospektierten Emissionen listen, Finanzvermittler darauf zugreifen und diese Emissionen vertreiben können. Die Idee dahinter ist, dass wir die Kooperation zwischen Emittenten und Vermittler sowie unter den Vermittlern selbst steigern.

finanzwelt: Wo liegt der USP von CrowdDesk NEXT?

Laub: Emittenten haben dadurch eine größere Reichweite und können Vertriebspartner unkomplizierter und schneller anbinden. Finanzvermittler können auf eine Vielzahl unterschiedlicher Finanzprodukte zugreifen und diese vertreiben. Alle involvierten Akteure haben so eine bessere Marktübersicht. Das ist eine Win-Win-Situation, bei der alle Seiten von der Digitalisierung ihres Geschäftsmodells profitieren.

finanzwelt: Können Sie das anhand eines Beispiels etwas veranschaulichen?

Laub: Stellen Sie sich ein unprospektiertes Projekt mit einem Volumen von 5 Millionen Euro auf einer Plattform vor, das in einem kurzen Zeitraum finanziert werden soll. Für Plattformen ist es aber nicht immer möglich, Projekte in kurzer Zeit zu platzieren. Was können sie also tun? Sie listen die Emission auf CrowdDesk NEXT. Dadurch haben andere Vermittler die Chance, das Produkt auch zu vertreiben – und der Emittent sammelt das Kapital schneller ein.

finanzwelt: Wie können speziell Finanzvermittler CrowdDesk für sich nutzen?

Laub: Speziell für klassische Finanzvermittler haben wir PRO Agent entwickelt. Damit bieten wir den noch analog arbeitenden Vermittlern schon heute die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell zu digitalisieren. Wenn nun ein Finanzvermittler die PRO Agent-Lösung nutzt, dann hat er automatisch Zugriff auf CrowdDesk NEXT. Er kann auf prospektierte und unprospektierte Finanzprodukte zugreifen und diese vertreiben. Im steht somit eine größere Produktvielfalt zur Verfügung. Wir glauben, dass Finanzvermittler bisher nicht ihr volles Potenzial nutzen und der analoge Vertrieb noch unzählige Fehlerquellen hat, die Zeit und Geld kosten. Durch das digitale Angebot sind die Emissionen rund um die Uhr für Anleger verfügbar – und das deutschlandweit. Somit können sich Finanzvermittler mehr um beratungsintensivere Kunden kümmern und gleichzeitig die Kunden an sich binden, die sowieso eigenständig Kapitalanlagen im Internet zeichnen.

finanzwelt: Als ausgewiesene Kenner der digitalen Finanzwirtschaft: Wo stehen wir momentan hierzulande? Wohin geht die Reise?

Laub: Die großen Finanzinstitute arbeiten noch immer mit einer maroden technologischen Infrastruktur. Beim Verständnis für digitale Geschäftsmodelle stehen wir auch erst am Anfang, wenngleich die Nachfrage danach steigt. Das zeigen auch die neuesten Partner von CrowdDesk wie der Fondsanbieter Habona Invest, der seinen Vertriebspartnern digitalisierte Lösungen zur Verfügung stellt. Weitere Beispiele dafür sind die bereits erwähnte DKB AG, die GLS Bank oder auch die Volksbank Würzburg. Viele andere verstehen aber noch nicht, warum die Modelle wirtschaftlich attraktiv sind. Hier müssen wir ansetzen und den Finanzinstituten erklären, wie sie mit unseren Lösungen schneller erfolgreich werden, ohne, dass sie dabei einen invasiven Eingriff in ihr Unternehmen fürchten müssen. Außerdem verbessern sich die politischen Rahmenbedingungen im Bereich für alternative Finanzierungen sukzessive. Deren Erfolg und Verbreitung ist auch hier nicht zu stoppen.

finanzwelt: Welche Pläne treiben Euch ferner um?

Laub: Langfristig wollen wir alle Finanzinstrumente digitalisieren und uns weitere Asset-Klassen erschließen. Internationalisierung ist ein weiterer wichtiger Punkt für uns. Unser Ziel ist es, dass Unternehmen europaweit unsere Softwarelösung zum Einsammeln von Kapital nutzen. Ebenso sollen Anleger in ganz Europa die Chance haben, in Unternehmen und Projekte zu investieren, die eine Kapitalanlage zur digitalen Zeichnung anbieten. (ah)