Wie die Top 0,01 Prozent investieren
28.08.2019
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Drei Sorgen
Derartige Inhouse-Expertise ergibt finanziell nur Sinn für Mega-Reiche ab einem Vermögen von ungefähr 100 Millionen Dollar – die Top 0,001 Prozent der Erde. Diese extreme Exklusivität ist es, die Argwohn, Neid und Ängste auf den Plan rufen kann. Drei konkrete Sorgen verdienen unsere Aufmerksamkeit. Die erste dreht sich darum, dass FO die Stabilität unseres Finanzsystems gefährden können. Die Risiken einer Kombination von sehr viel Kapital und einem hohen Maß an Intransparenz liegen auf der Hand.
Family Offices sind keine börsennotierten Großunternehmen, die Berichte veröffentlichen müssen. Gleichzeitig haben einige von ihnen aber ähnlich großen Einfluss auf den Markt wie Aktiengesellschaften. Doch gerade weil keine ungeduldigen Aktionäre befriedigt werden müssen, könnten FO sogar ein Stabilitätsfaktor für die Märkte werden. Denn ihr Kapital wird tendenziell unaufgeregt und langfristig investiert. Sie sind weniger anfällig für gefährliche Panikverkäufe infolge fallender Kurse.
Ungleiche Vermögensverteilung außer Kontrolle?
Die zweite Sorge ist, dass FO die Macht der Reichen über die Wirtschaft vergrößert. Rein theoretisch durchaus denkbar. Würde Bill Bates ausschließlich in die Türkei investieren, hielte er 65 Prozent des türkischen Aktienmarktes konzentriert in seinem Besitz. Aktuell gibt es jedoch noch eine FO-Giganten dieses Ausmaßes. Der Family Office-Markt ist deutlich zerstreuter als das Mainstream-Asset-Management, das von einigen wenigen Riesen wie BlackRock dominiert wird.
Die dritte Sorge hat am meisten Substanz. Haben FO privilegierten Zugang zu Marktinformationen, Deals und Steuersparmodellen? Superreiche sind hervorragend vernetzt und Horden hungriger Broker stehen bei ihnen auf der Matte mit Investment-Optionen in nicht gelistete Firmen, die gewöhnlichen Investoren gar nicht erst angeboten werden. Darüber hinaus werden die FO-Firmenstrukturen der Milliardäre zunehmend komplexer und undurchsichtiger, so dass die Spielräume für Steuertricks wachsen. Wenn Family Offices das Potenzial dieser Vorteile erfolgreich ausnutzen, würde das über Jahrzehnte hochgerechnet zu einer gefährlich ungleichen Vermögensverteilung führen.
Transparenz hilft
Marktregulierungs- und Steuerbehörden stehen im Umgang mit mächtigen FO noch ziemlich am Anfang. Nichtsdestotrotz sollten sie auch hier auf die Einhaltung der allgemeinen Marktregeln achten. Der Schlüssel zum Erfolg hierfür liegt in gesteigerter Transparenz. Es wäre also eine Idee, dass Family Offices ab einer gewissen Größe bestimmten Berichterstattungspflichten unterliegen sollten. Im Gegenzug sollten sie weiterhin frei, unbehelligt und geschützt vor möglichen Forderungen von Populisten agieren können. In einer Welt voller Neid und Argwohn gegen die privilegierte und exklusive Oberschicht wäre ein solcher Transparenz-Deal auch im Sinne der Family Offices. (sh)