Weitblick statt Scheuklappen

06.04.2020

Chris Versace, CIO Tematica Research LLC und Partner Rize ETF / Foto: © Rize ETF

Klassische Investmentfonds mit klein-, mittel-, und großkapitalisierten Titeln schafften es dem US-Börsenbarometer S&P Dow Jones zufolge in der vergangenen Dekade mehrheitlich nicht, ihre jeweiligen Benchmarks zu schlagen1. Insbesondere bei sektorbezogenen Investitionen folgen Fondsmanager der Herde der Titel und versuchen, diese zu übertreffen. Herdenmentalität sei wenig Erfolg versprechend, sagt Chris Versace, CIO des US-amerikanischen Analysehauses Tematica Research LLC. und Partner des neu gegründeten ETF-Anbieters Rize ETF. Investoren müssten anfangen, thematisch zu denken.

Thematisches Investieren ist nicht zu verwechseln mit Strategien, die auf kurzlebige Phänomene und Modetrends setzen. Ganz im Gegenteil: Der Ansatz fokussiert langfristige strukturelle Veränderungen, die aus wirtschaftlichen, demographischen, technologischen, psychographischen und regulatorischen Gegebenheiten hervorgehen. Durch die aktuelle Situation rund um Covid-19 wird Börsianern der Wert langlebiger Investments einmal mehr bewusst. Wie sehr die aktuelle Pandemie Wirtschaft und Gesellschaft umwälzt, ist derzeit noch nicht absehbar. Die durch den Virus ausgelöste globale Krise dürfte jedoch den strukturellen Wandel vieler Wirtschaftsbereiche vorantreiben. Tematica CIO Versace zufolge beeinflussen diese Veränderungen auch das Verhalten von Anlegern, insbesondere im Hinblick auf deren Ausgaben. Der Investitionswandel sei demzufolge tiefgreifend und erzeuge Rückenwind für diejenigen Unternehmen, die sich im Bereich der thematischen Investments positioniert haben und das aufkommende Thema organisch oder durch Zukäufe (M&A) nutzen. Firmen, die aus Umwälzungen resultierende zusätzliche Einnahmen, Gewinne und Cashflows erzielten, würden im Laufe der Zeit tendenziell mit steigenden Bewertungsmultiplikatoren belohnt.

Wenn Themen sich überschneiden

Noch vielversprechender als einzelne Anlagethemen wären sich überschneidende Themengebiete. So profitiere beispielsweise der Megatrend „Alternde Bevölkerung“ vom Aufschwung des „Digitalen Lebensstils“. Die Digitalisierung ermögliche es, Waren und Dienstleistungen via Online-Bestellung unter anderem an ältere Personen zu liefern, und das nicht nur in Krisenzeiten. Während ältere Menschen vielleicht nicht diejenigen wären, die die virtuelle Realität als Priorität in ihr Leben integrieren, blieben bestimmte Aspekte des Themas „Disruptive Innovators“ dafür erste Wahl für Senioren. Beispielsweise würden autonome Autos und Telemedizin hier hoch im Kurs stehen. Mit dem Thema „Digitaler Lebensstil“ geht auch das intelligente Wohnen und die steigende Anzahl vernetzter Smart-Home-Geräte Hand in Hand – was wiederum Türen öffnet für Cyberangriffe sowie Verletzungen der Privatsphäre, die im Mittelpunkt des Investitionsthemas „Cyber-Privatsphäre“ stünden.

Wie die Wertpapiere selektiert werden, lesen Sie auf Seite 2