Was Unternehmen jetzt bei der Planung ihrer Büroimmobilienstrategie beachten müssen
09.08.2021
Nicolai Baumann, Country Manager Avison Young / Foto: © Avison Young
Nach mehr als einem Jahr „Remote Work“ öffnen die Unternehmen langsam wieder ihre Türen. Nicht nur Führungskräfte und Personalverantwortliche setzen sich daher intensiv mit dem Thema auseinander, wie sich die Arbeitsweise der Zukunft gestalten wird. Für Unternehmen insgesamt stellt sich die Frage, nach einer passenden Strategie für die Wahl des Unternehmenssitzes und den dazugehörigen Ort für die Mitarbeitenden, der über die reine Gestaltung von Fläche hinaus geht. Branchenübergreifend ist klar, dass es eine Rückkehr zum „Vor-Corona-Status“ nicht geben wird und die Anforderungen nach Flexibilität hinsichtlich der zukünftigen Arbeitsplatzgestaltung weiter zunehmen werden. Doch was bedeutet das konkret? Und gibt es branchenspezifische Unterschiede?
Datenanalysten des Gewerbeimmobilien-Beratungsunternehmens Avison Young haben genauer hingeschaut und aktuelle Studien in einem Metabericht mit dem Titel „Multiverse of Work“ zusammengefasst, der wichtige Trends für den Gewerbeimmobilienmarkt zusammenfasst und damit zentrale Hinweise für Investitionen von Unternehmen hinsichtlich ihrer Strategie zu Arbeitsorten bietet.
Büros bleiben relevant bei branchenspezifischen Unterschieden
Im Schnitt möchten Knowledge-Worker, also Mitarbeitende von Unternehmen, die zur Verrichtung ihrer Arbeit ihre Fachkenntnis und die entsprechende IT Ausstattung benötigen, zukünftig an 2-3 Tagen in der Woche im Büro arbeiten, wenn dies wieder vollumfänglich möglich sein wird. Damit spielt das Büro als zentraler Ort der Zusammenkunft auch in Zukunft eine wichtige Rolle. Und perspektivisch nimmt dieser Trend auch nicht ab. Vor allem bei der jungen Generation, von der aufgrund einer hohen digitalen Affinität der Wunsch nach vollständiger Remote-Arbeit vermutet werden könnte, sieht die Bedeutung der Begegnung im Büro. Denn rund 60% der Millenials, also der Generation, die im Zeitraum der 1980er bis 1990er Jahre geboren wurde und lediglich 44% der sogenannten Generation Z, die zwischen 1997 und 2012 auf die Welt gekommen ist, geben an, dass sie im Rahmen von ausschließlichem Remote Work, also der Arbeit aus dem Homeoffice, effektiv arbeiten können. Wenn der Arbeitsplatz darüber hinaus im Sinne der Mitarbeitenden maximal attraktiv gestaltet ist, nimmt der Wunsch nach Remote Work sogar noch weiter ab, nämlich auf bis zu lediglich einem Tag in der Woche. Und auch branchenspezifisch gibt es Unterschiede. Denn Branchen mit standesrechtlichen Vorgaben, wie beispielsweise Notare und Rechtsanwälte aber auch Steuerberater oder Behörden allgemein, sind alleine durch die sachgerechte Lagerung ihrer Arbeitsmittel wie Akten oder ähnliches an gewissen Örtlichkeiten gebunden. Das bedeutet für die zukünftige Arbeitsort-Strategie von Unternehmen, dass sie genau hinschauen müssen. Besteht ihr Anteil an Mitarbeitenden vorrangig aus Knowledge-Workern erfordert ihre Strategie mehr Flexibilität, wohingegen Unternehmen des vorrangig quartären Sektors dem „New-Work-Trend“ sogar entgegenlaufen. Ein gutes Beispiel sind staatliche Institutionen, für die Avison Young erst kürzlich in Berlin einen Mietvertrag mit langfristiger Laufzeit zur Unterschrift gebracht hat.
Flexibilität in der Ausgestaltung der Fläche und des Mietvertrags
Viele Unternehmen mussten durch die Covid-Pandemie hohe Investitionen in beispielsweise Luftfilteranlagen tätigen, um Auflagen nach Arbeitsplatzsicherheit gewährleisten zu können. Und die Investition in die Ausgestaltung der Fläche geht weiter. Denn der Bedarf an „gesundheitsfreundlichen Arbeitsplatzumgebungen“, der nicht etwa erst durch die Covid-Pandemie hervorgerufen wurde, ist ungebrochen. Damit ist nicht nur der richtige Abstand zwischen Bildschirm und Sitzplatz gemeint, sondern ein vollumfänglicher Ansatz, der Mitarbeitenden dazu verhilft durch einen gesünderen Arbeitsalltag auch produktiver zu werden. Dazu gehört auch, dass die Arbeitsplatzgestaltung individuell angepasst werden muss. Und zwar sowohl an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden wie auch an die des Unternehmens. Und das erfordert mehr Flexibilität in der Raumgestaltung wie auch in den Mietoptionen. So werden Büroflächen zukünftig für einzelne Branchen auch weniger Ort der eigentlichen Arbeit, sondern eher Orte der Zusammenkunft sein. Ein Aspekt, der auch Unternehmensverantwortliche zum Umdenken auffordert und ein völlig neues Licht auf die Nutzungsoptionen von Arbeitsflächen wirft. Hier ist auch der Titel der Metaberichts mit dem Titel „Multiverse of Work“ begründet. Denn der Arbeitsort vereint in sich viele potentielle Nutzungsmuster.
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