Was kommt nach dem Crash?

14.04.2020

Ottmar Wolf, Vorstand der FAM Frankfurt Asset Management AG / Foto: © FAM Frankfurt Asset Management AG

Gegenmaßnahmen im historischen Umfang

Was inzwischen bereits feststeht, ist die gravierende Rezession, die nun eintreten wird. Viele Jahre lang hat die Börse größte Ängste davor gehabt, dass es eine Rezession geben könnte. Nun ist es Gewissheit: Der wirtschaftliche Einbruch ist da. Und natürlich bedeutet ein solcher Einbruch – insbesondere dann, wenn dieser so drastisch ausfällt wie es nun zu erwarten ist – eine deutliche Schrumpfung der Unternehmensgewinne. Aus heutiger Sicht ist damit zu rechnen, dass die Gewinnschätzungen noch um 30 bis 50 Prozent nach unten korrigiert werden müssen. Allerfrühestens werden wir im übernächsten Jahr (2022) wieder das ursprüngliche Gewinn-Level erreichen. Wie stark die Rezession ausfallen wird, hängt auch von der Dauer des Lockdowns ab. Für Deutschland reichen die Schätzungen für das Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von minus fünf Prozent bis zu minus zehn Prozent für das Gesamtjahr 2020.

Im zweiten Quartal wird aktuell mit einem Einbruch von 20 Prozent gerechnet (im Vergleich mit dem Vorjahresquartal). In den USA, wo der Lockdown etwas später vorgenommen wurde, ist die Arbeitslosigkeit bereits Anfang April regelrecht explodiert. Inzwischen sind über zehn Millionen Amerikaner ohne Job und es könnte am Ende eine Arbeitslosenquote von 25 Prozent erreicht werden. Das alles (Rezession, schrumpfende Unternehmensgewinne, Arbeitslosigkeit, usw.) klingt nicht gut und es weckt sogar Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Auf der anderen Seite gibt es auch fundamentale Aspekte, aus denen wir Mut schöpfen können und die auch eine deutliche Abgrenzung zur Weltwirtschaftskrise und zur Finanzkrise darstellen. Hier sind in erster Linie die Anstrengungen der Notenbanken und der Politik zu nennen, die an einem Strang ziehen. Bei den Währungshütern ist der unbedingte Wille zu spüren, den Kapitalmarkt vor dem Auseinanderfallen zu retten. Sowohl die US-Zentralbank FED als auch die Europäische Zentralbank (EZB) haben sehr schnell und sehr kraftvoll auf die aktuelle Ausnahmesituation reagiert. Besonders hervorzuheben sind die massiven Ankaufprogramme beider Notenbanken im Bereich der Unternehmensanleihen guter Bonität. Während dies für die FED ein Novum darstellt, hat die EZB das zuvor minimale Volumen drastisch ausgeweitet. Wir sind der festen Überzeugung, dass diese Maßnahme dazu führen wird, dieses zuvor eingebrochene und komplett ausgetrocknete wichtige Marktsegment wiederzubeleben. Die Welle an Neuemissionen Ende März/Anfang April spricht für diese These.

Auch die Politik – und dies gilt länderübergreifend – hat sehr schnell mit zahlreichen Maßnahmen reagiert. In Deutschland etwa reichen diese von einem optimierten Kurzarbeitergeld über Soforthilfen für Unternehmen und staatlich abgesicherte KfW-Kredite. Insgesamt ist es daher denkbar, dass es nach dem Lockdown schneller bergauf gehen wird, als dies bei früheren Krisen der Fall gewesen ist.

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