„Was auch immer notwendig ist“

30.03.2020

Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac / Foto: © Carmignac

Derzeit gilt es zwei unmittelbare Risiken zu bewältigen: das finanzielle Risiko eines Liquiditätsmangels an den Märkten und das wirtschaftliche Risiko, dass aus dem kurzfristigen Schock eine tiefe und lang anhaltende Rezession wird.

Mittlerweile hat sich gezeigt, dass die EZB und ganz offenkundig die Fed im Hinblick auf das Liquiditätsrisiko in Panik verfallen sind. Dies ist natürlich eine gute Nachricht (auch wenn sie verdeutlicht, wie ernst das Liquiditätsproblem war).

Die EZB und die Fed verfahren nun wieder nach dem Motto „Was auch immer notwendig ist“. Vorerst werden sich die Märkte den Zentralbanken in ihrem Bestreben, alles zu tun, wohl kaum widersetzen.

In Bezug auf das Rezessionsrisiko hat Europa seit der vergangenen Woche keine bedeutenden Fortschritte bei der Koordinierung der Bemühungen erzielt – obwohl Brüssel die regulatorischen Beschränkungen und Vorschriften einstweilen gelockert hat.

In den USA haben sich die Demokraten und die Republikaner entgegen unseren Befürchtungen schnell auf ein Hilfspaket geeinigt. Zwar sind die Einzelheiten noch nicht bekannt, doch es steht fest, dass der Kongress ein gigantisches Konjunkturpaket schnürt. Außer Zweifel steht auch, dass die derzeitige Pandemie die Nadel darstellt, die eine sich bereits seit rund zehn Jahren aufblähende Blase zum Platzen gebracht hat. Gespeist wurde diese Blase durch die „Wohltaten“ der Zentralbanken, die für eine historisch niedrige Volatilität und subventionierte Kapitalkosten sorgten. Wir bezweifeln, dass die Märkte nach einem Monat der Korrektur, ganz gleich, wie steil diese verläuft, „über den Berg“ sein werden.

Zudem wird der Schock für die Weltwirtschaft gerade erst greifbar, während sich das Virus täglich auf mehr und mehr Länder ausbreitet. Da es in diesem Fall die Regierungen selbst sind, die den wirtschaftlichen Stillstand verordnet haben, sind die fiskalpolitischen Unterstützungsmaßnahmen – wie hoch sie auch ausfallen mögen – in erster Linie als Entschädigung für entgangene Umsätze von Unternehmen und Einzelpersonen zu betrachten, damit diese Monate des wirtschaftlichen Einbruchs nicht in eine Depression münden. Für Unternehmensanleihen ist dies von entscheidender Bedeutung, da dadurch das Tail Risk von Emittenten mit relativ soliden Bilanzen reduziert wird. Offen bleibt jedoch die Frage, welche Marktordnung als nächstes an den Aktienmärkten herrschen wird.

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