„Was auch immer notwendig ist“

30.03.2020

Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac / Foto: © Carmignac

Aktien

Da sowohl das Liquiditäts- als auch das Wirtschaftsrisiko durch die jüngsten Ankündigungen umfassender fiskal- und geldpolitischer Stützungsmaßnahmen gesunken ist und die Aktien-märkte überverkauft sind, haben wir unser Aktienengagement vergangene Woche auf selektiver Basis erhöht, indem wir einen Teil unserer Absicherung auflösten.

Dabei konzentrierten wir uns auf Unternehmen, die den derzeitigen Stillstand überstehen und ihre Aktivitäten nach dem Ende der Pandemie erfolgreich fortsetzen können. Allerdings halten wir die Aktienmärkte nach wie vor für sehr fragil, da die Entwicklung von überzogenen Ausgangsniveaus ausgeht, die durch Verschuldung und den Glauben an eine dauerhaft niedrige Volatilität gestützt wurden. Daher sind wir stets darauf vorbereitet, unsere Absicherung bei Bedarf wieder aufzustocken.

Mittelfristig wird voraussichtlich ein Thema noch an Bedeutung gewinnen: der digitale Wandel, der sich auf verschiedene Teilsektoren auswirken dürfte. So wird der Einzelhandel noch stärker auf E-Commerce umstellen, da der Online-Einkauf von Lebensmitteln weiter zunimmt, und in der Unterhaltungsbranche setzt sich die Verlagerung zu On-demand-Angeboten fort. So hat der Online- und Cloud-Gaming-Sektor im Wochenvergleich um 25 Prozent zugelegt. Dieser Zuwachs ist natürlich den besonderen Umständen geschuldet, doch sicherlich werden sich einige der aktuellen Entwicklungen etablieren, und diese langfristigen Trends dürften sich in den kommenden Monaten und Jahren beschleunigen.

Das Aktienengagement in inländischen chinesischen Unternehmen bleibt interessant: Das Land beginnt mit einer Aufhebung der Ausgangssperre, und die Zahlungsbilanz verbessert sich der-zeit durch die niedrigeren Öl- und Rohstoffpreise sowie den zum Erliegen gekommenen internationalen Tourismus (da der Tourismus die Zahlungsbilanz tendenziell stark belastet).

Fixed Income

Die Fixed-Income-Märkte haben seit dem Ausbruch der Krise starke Turbulenzen erlebt, von denen nicht nur riskante, sondern auch sicherere Vermögenswerte betroffen sind.

Seit Anfang März haben die Anleihen von Qualitätsunternehmen 8 Prozent eingebüßt, während die Hochzinsemittenten ein durchschnittliches Minus von 16 Prozent verbucht haben. Im Segment der Staatsanleihen sind die Papiere von Ländern, die als relativ sicher gelten, sprung-haft angestiegen, wobei die Volatilität sogar die Niveaus von 2008 übertroffen hat.

Während die Maßnahmen der EZB die Anleihen der Peripherie stützen, halten wir deren Risiko-Rendite-Profil momentan noch nicht für attraktiv, da einerseits die Verschuldung zunehmen dürfte und zudem ein äußerst schwaches Wachstum erwartet wird.

Mit Blick auf Unternehmensanleihen glauben wir, dass die von den Regierungen angebotenen Entschädigungslösungen für Verdienstausfälle das Bonitätsrisiko der besten Emittenten verringern.

Vor diesem Hintergrund sind liquide Mittel der einzig sichere Zufluchtsort.

Ein Kommentar von Didier Saint-Georges, Carmignac Gestion