Warten auf den Durchbruch

12.12.2019

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Es ist noch ein langer Weg

Deutlich kritischer ist die Meinung von Oliver Pradetto zur DIN 77230. „Stand heute ist die Norm ein Flop. Bisher hat die Analysenorm keinerlei Einfluss auf den Markt genommen, da etablierte Analysehersteller die Norm überwiegend ablehnten“, meint der blau direkt- Geschäftsführer. Dass die Norm ihre Wirkung noch nicht völlig entfalten konnte, sieht Friedel Rohde auch in den zahlreichen Maßnahmen begründet, mit denen der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren in den Berateralltag eingegriffen hat. „Vermittler sind mittlerweile regulierungsmüde. Eine neue Norm löst bei ihnen nicht gerade Begeisterung aus.“ Wenig verwunderlich, dass gerade die Marktteilnehmer auf die Norm setzen, die über große Kapazitäten verfügen. „Derzeit beobachten wir, dass sich vor allem größere Maklerpools und Vertriebe mit der Basisfinanzanalyse auseinandersetzen. Einige haben die DIN 77230 schon in ihre Beratungsprozesse integriert. Noch aber handelt es sich eher um Insiderthema der Branche. Beim Verbraucher sind die neuen Standards noch nicht angekommen“, so Rohde weiter. Auch Dr. Klaus Möller sieht noch einige Steine, die auf dem Weg zu einer erfolgreichen Etablierung der DIN 77230 aus dem Weg zu räumen sind.“ Noch sehen insbesondere die Marktteilnehmer, die aus dem Produktverkauf kommen – und das sind nach wie vor nicht wenige – vor allem die Hürden, die sie zur Umsetzung der Norm zu überwinden haben“. Dennoch zeigt sich Möller, der als Obmann des DIN-Arbeitsausschusses maßgeblich an der Gestaltung der Norm beteiligt war, optimistisch für die Zukunft. So würden seiner Meinung nach die ersten „Leuchttürme“ aus allen Bereichen vom Bankschalter über Finanzvertrieb bis hin zur Versicherungs-Ausschließlichkeit den Beweis erbringen, dass die neue Qualität sich für alle Beteiligten auszahlt. Dass die DIN 77230 in der Finanzdienstleistungsbranche der Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, glaubt auch Oliver Pradetto. So würden bereits heute neue Anbieter auf den Markt kommen, die die Norm als Verkaufsargument nutzen würden. „Das zwingt die etablierten Hersteller früher oder später nachzuziehen, ihre Software umzustellen und erhebliche Summen zu investieren. Jeder, der das einmal gemacht hat, wird versuchen, das dann auch wertschöpfend einzusetzen. Ich rechne daher damit, dass sich die Norm in fünf bis zehn Jahren trotz allem durchsetzt.“ (ahu)