Wahnsinn? / !

16.06.2020

Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting / Foto: © Fotostudio Kutscha

Nachdem nun schon einige Zeit Lockerungen der diversen Einschränkungen getestet wurden, und das von Bundesland zu Bundesland verschieden, und diese dann noch einmal innerhalb der Länder in den Kommunen unterschiedlich gehandhabt wurden, kann man den Eindruck gewinnen, dass Corona vorüber sei. Wer zumindest die von manchen gutgemeinten Anti-Corona-Proteste gesehen hat, wo weder die Einhaltung der Abstandsvorschriften noch das durchgängige Tragen von Masken zu sehen war, kann nur noch zum Fatalisten werden. Ob diese Bürger die dritte Vorschrift, Handhygiene einhalten, ist extrem zweifelhaft. Die in der letzten Woche zu beobachtenden Massenausbrüche an einzelnen Hotspots machen einem fassungslos, insbesondere wenn wir Polizeieinsätze benötigen, um die notwendigen Tests durchführen zu können. Insbesondere religiöse Gruppen, seien es Christen oder Muslime, haben sich dadurch hervorgetan, dass sie sich an keine der Vorschriften gebunden fühlten. Wahnsinn? Demonstrationen wurden durch diejenigen „gekapert“, die wieder einmal Gelegenheit zur Anwendung von Gewalt suchen, und denen jeder Anlass recht ist, gegen das System aufzubegehren. Ein System, welches friedliche Demonstrationen erlaubt. Ähnlich wie bei den hierzulande und dann auch weltweit stattfindenden Antirassismus-Protesten, die absolut ihre Berechtigung haben, geht es dann im Endeffekt nicht mehr um die „Sache“, sondern gegen alles und für alles Mögliche. Wenn bei einer Demo in FFM das Medizinpersonal mit durchaus berechtigten Forderungen auf die Straße geht, dann aber Plakate mitgeführt werden, auf denen der Kapitalismus angeprangert (Kapitalismus tötet) wird, oder wenn bei diesen Demonstrationen der Tier- und Klimaschutz eingefordert wird, dann sollten wir alle aufpassen, ob unter dem Schutzmantel der demokratischen Freiheiten nicht genau diese abgeschafft werden sollen. Wahnsinn!

Die Anleihemärkte haben erstaunliche Wochen hinter sich. Zunächst fiel die Rendite der 10-jährigen Bundeanleihe weiter auf minus 0,70 %. Die Regierungen überboten sich in der Folge mit Hilfspaketen in mittlerweile Billionenhöhe. Da wollte auch unsere Regierung nicht zurückhalten und genehmigte eine weiteres Programm in Höhe von 130 Milliarden Euro. Die EU wollte nun auch nicht abseits stehen und beschloss, erstmals eigene Schulden in Höhe von 750 Mrd. Euro aufzunehmen. Da konnte die EZB nicht tatenlos zusehen und erweiterte die Anleihen- Ankaufprogramme um 600 Milliarden Euro auf nunmehr 1350 Milliarden Euro. Investoren an den Rentenmärkten begann mehr und mehr der Atem zu stocken, denn Fragen über die Rückzahlung wurden nicht wirklich beantwortet. Gedankt hat es z.B. Italien mit der Ausgabe weitere Bonds, sprich einer Steigerung der Verschuldung. Die italienischen Anleihezinsen sanken innerhalb kürzester Zeit um 100 Basispunkte auf unter 1%, ein historisch niedriges Niveau, welches die Schuldenaufnahmen attraktiv macht. In Deutschland begann zumindest so etwas wie ein Nachdenkprozess, denn die Zinsen stiegen mittlerweile von minus 0,7 % auf minus 0,2 %, immerhin um 50 Basispunkte. Die dreißigjährigen Bonds bringen nun sogar schon wieder eine positive Rendite von 0,25 %. Wie aber geht es weiter? Es spricht nach wie vor nicht viel dafür, dass wir schon von einer Zinswende sprechen können. Es ist aber durchaus möglich, dass wir das tiefste Niveau hinter uns haben. In der dramatischen wirtschaftlichen Situation werden alle „systemrelevanten“ Beteiligten alles tun, um einen weiteren deutlichen Zinsanstieg zu vermeiden. Auf Sicht von 1 bis 2 Jahren aber baut sich hier ein enormes Potential auf, denn Schulden, und nicht alle sind langfristig, müssten doch eigentlich zurückgezahlt werden. Aber wer soll das und wann tun? Lösungen wie Schuldenschnitt, Währungsreform sowie Prolongationen werden heiß diskutiert. Wahnsinn?

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