Wackelt die "Schwarze Null"?

05.11.2019

Achim Stranz, CIO, AXA Investment Managers / Foto: © AXA IM

Die „Schwarze Null“, der Deutschen großer Stolz, könnte sich ihrem Ende nähern. Seit 2014 hat sich die deutsche Regierung nicht mehr neu verschuldet, und damit entweder einen ausgeglichenen Haushalt oder gar einen Überschuss erzielt – also schwarze Zahlen geschrieben.

Zwar besteht die Sicht, dass eine Neuverschuldung dringend vermieden werden muss, in Regierungskreisen weiterhin. Doch aufgrund der schwächelnden deutschen Wirtschaft werden die Forderungen nach mehr Investitionen und fiskalpolitischen Unterstützungen des Bundes lauter.

Bei der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington DC hat sich dieser Ansicht gleich ein neues Schwergewicht angeschlossen: die neue Chefin des Fonds, Kristalina Georgiewa.

Gerade mal ein paar Tage im Chefsessel, appellierte Georgiewa schon an die deutsche Regierung, sie solle die Wirtschaft mit höheren Ausgaben ankurbeln, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Forschung. Und sie ist bei weitem nicht die Einzige.

Das Ende der Schwarzen Null?

Auch die EU-Kommission drängt Deutschland, die Staatsausgaben zu erhöhen und so die Wirtschaft zu stützen. Unser Chief Economist Gilles Moëc geht davon aus, dass Berlin im nächsten Jahr mehr investieren wird und die Schwarze Null aufgeben wird, da selbst „unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Situation“ ein Bedarf an mehr öffentlichen Investitionen besteht als die derzeitigen Bruttoinvestitionen von zwei Prozent des Brutto-Inlandsprodukts (BIP).

Aber warum die ganze Aufregung? Die deutsche Wirtschaft schwächelt und wird wahrscheinlich im dritten Quartal in eine Rezession fallen – Klarheit darüber werden wir Mitte November bekommen. Prognosen von Trading Economics sehen eine Kontraktion von 0,2 Prozent, und auch die Bundesbank geht von einer Verringerung aus.

Wie die Prognosen für die Konjunktur aktuell sind und was der November sonst noch bringt, lesen Sie auf Seite 2