Von der Kür zur Pflicht
13.08.2020
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Menschen möchten nachhaltiger leben. Eine aktuelle Accenture-Umfrage bestätigt, dass knapp jeder Zweite nun nachhaltigere Kaufentscheidungen trifft und das auch in Zukunft tun möchte. In seinem jährlichen Brief an Großinvestoren prophezeit Black-Rock-Chef Larry Fink eine Neugestaltung der Finanzwelt – hin zum verantwortungsvollen Investieren. Fürden Versicherungsmarkt heißt das: Grünen Versicherungs- und Vorsorgelösungen gehört die Zukunft. Die Schweizer MABEWO AG entwickelt und betreibt international Projekte zur Versorgung mit Lebensmitteln, zur Futterproduktion oder humanitären Hilfestellungen. „Vor Ort erzeugen wir autark Elektrizität und sauberes Trinkwasser als Grundlage für Gemüseanbau oder für die Herstellung von Grundstoffen für Arzneimittel“, sagt Jörg Trübl, Verwaltungsrat und CEO der AG. „Unsere Technologiepartner und Lieferanten unterstützen uns bei der Planung, Lieferung und Inbetriebnahme – weltweit. Die MABEWO AG selbst verantwortet den langfristigen Betrieb der Anlagen. Dazu gründen wir jeweils vor Ort Tochter- und Projektgesellschaften. Lokale Bedürfnisse und Ressourcenschutz stehen dabei an erster Stelle. Das ist für uns lokales Handeln und globales Denken.
“Bei Immobilieninvestments drängt sich das Thema Nachhaltigkeit, anders als bei den Windrädern, Solaranlagen und Wasserkraftwerken, nicht sofort auf. Dabei ist die Branche enorm involviert. So entfallen 30 %des gesamten Energiebedarfs auf den Betrieb, den Bau und späteren Abriss der Gebäude. Außerdem sind Immobilien für 40 % der Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich. Aber auch finanziell spielt Nachhaltigkeit eine zunehmende Rolle. Das Immobilienunternehmen Catella hat bereits in einer Studie aus dem Jahr 2017 ermittelt, dass nachhaltige Gebäude teurer vermietet werden können, weil hier vor allem Mieter mit guter Bonität einziehen. Doch die Nutzer wollen nicht nur ihr grünes Gewissen beruhigen. Nachhaltige Immobilien verbrauchen weniger Energie als herkömmliche Gebäude und senken somit die Nebenkosten. Sie können in der Regel gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreicht werden und sind mit Parkplätzen für Fahrräder ausgestattet. Eine Vielzahl von Zertifikaten und Siegeln bestätigt inzwischen die Nachhaltigkeit, wobei es allerdings keine allgemein verbindlichen Vorgaben gibt. In Deutschland misst die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), wie umweltverträglich und sozial eine Immobilie ist. In den USA ist die Auszeichnung Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) mit den Abstufungen Basic, Silber, Gold und Platin das Maß der Dinge. Bei institutionellen Investoren ist Nachhaltigkeit längst vom „add on“ zum „must have“ geworden. So hat Union Investment zusammen mit Bell Management Consultants die Initiative „ESG Circle of Real Estate“ gegründet, um einen Branchenstandard zur Messung der Nachhaltigkeits-Performance von Immobilien und Portfolios zu entwickeln. Mehr als 30 Asset- und Property Manager sind inzwischen beigetreten und arbeiten an einem Konzept, das sich mit Unterstützung des Fondsverbands BVI und des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) zu einem weltweit anwendbaren Nachhaltigkeitsstandard entwickeln soll. Anhand einer Punkteskala von null bis 100 können Mieter und Anleger in einem Scoring-Modell erkennen, ob und wie eine Immobilie die ESG-Kriterien und die damit verbundenen Klimaziele erfüllt. Und das nicht erst ab dem März 2021.
Markus Gotzi Chefredakteur„Der Fondsbrief“