Verschenktes Potenzial
26.08.2022
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In der Praxis sehen sich viele Anleger allerdings einigen Investitionshürden gegenüber. Insbesondere Fragen hinsichtlich der Implementierbarkeit (19 %) und der Governance-Anforderungen oder das erforderliche Know-how (15 %) sind die größten Hürden für die Ausweitung illiquider Anlagen. „Der Grundsatz ‚kaufe nur, was du verstehst‘ behält gerade für Nischenstrategien unverändert seine Gültigkeit“, betont Bockholt. Seiner Ansicht nach ist es dabei unerheblich, ob Investoren das dafür notwendige Know-how zukaufen oder intern vorhalten. Allerdings haben seiner Erfahrung nach gute Anleger auch dann, wenn sie das Know-how einkaufen, in der Regel sehr kompetente interne Ansprechpartner. „Insbesondere kleinere Pensionsanleger mit einem Anlagevolumen von bis zu 3 Mrd. Euro kaufen meist externe Beratung zu. Große Pensionsanleger mit einem Anlagevolumen ab 5 Mrd. Euro bauen meist eigene Investmentteams auf, setzen aber für Spezialthemen oftmals weiterhin auf externe Expertise. Dann heißt es nicht ‚make or buy?‘, sondern ‚make and buy‘, sagt Bockholt.
Nachhaltigkeitsrisiken in ihrer Gesamtheit betrachten
Der Megatrend Nachhaltigkeit wird aktuell breit diskutiert, und die im Zusammenhang mit der Klimawende erforderlichen Investitionen bieten großes Anlegerpotenzial. Wie die Studie zeigt, delegieren bislang fast alle Investoren (94 %) die Umsetzung der entsprechenden Ziele (ESG-Ziele: Environmental, Social, Governance) auf die Asset-Manager. Somit wird die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage häufiger nur auf Mandatseben statt portfolioübergreifend betrachtet. Eine aktive Gremienentscheidung im Gesamtkontext erfolgt nur bei der Definition von Negativlisten (bei 71 % der Anleger). „Pensionsanlagen werden für einen Zeithorizont von vielen Jahrzehnten aufgestellt. Mit diesem langfristigen Anlagehorizont kommen Pensionsanleger an einer klimaneutralen und nachhaltigen Kapitalanlage keinesfalls vorbei – oder ihr heutiges Zögern verursacht spätestens in 20 bis 30 Jahren erhebliche Schwierigkeiten“, sagt Bockholt.
„Sinnvoller wäre es jedoch, mit einer übergreifenden Gesamtstrategie an das Thema heranzugehen und die wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken gesamthaft zu betrachten.“ Hierzu bietet sich beispielsweise ein Carbon Journey-Plan als Planungs- und Monitoring-Werkzeug an. In diesem Rahmen werden spezifische Schritte definiert, um den CO2-Fußabdruck im Portfolio zu reduzieren und die langfristigen Nachhaltigkeitsziele der Kapitalanlage zu erreichen. Die Ausgangsbasis für einen solchen Plan ist die Bestimmung der Emissionen im aktuellen Portfolio sowie etwa des langfristigen Ziels einer klimaneutralen Kapitalanlage bis 2050. „Für die Bestimmung der Emissionen der einzelnen Anlagen liegen heute deutlich umfassendere Daten vor als noch vor einigen Jahren, so dass Anleger gut informiert agieren können“, betont Bockholt. „Für den langfristigen Anlageerfolg sollten Pensionsanleger verstärkt auf illiquide Anlagen im Portfolio setzen und insbesondere auch Marktopportunitäten mit kleinen Zeitfenstern nutzen. (hdm)