Unverhofft kommt oft

25.10.2019

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Statements

finanzwelt: Sollte das Gros der Endkunden bei der Suche nach einer Schadenversicherung den Ratschlag eines Vermittlers nutzen, anstatt ohne Beratung den Onlineabschluss zu wählen?

Wolfgang Hanssmann, Vorstandsvorsitzender der HDI Vertriebs AG: „In der Schaden-/Unfallversicherung laufen aktuell über 80 % der Neuabschlüsse über den persönlichen Vertrieb und dieser Trend hält sich seit Jahren konstant. Er zeigt, dass eine persönliche Beratung zur Absicherung privater und beruflicher Risiken für Kunden auch im digitalen Zeitalter wichtig ist. Natürlich müssen wir auch Direktkunden und hybriden Kunden entsprechende Plattformen bieten – zur Information im Sinne von „Ropo“ und in Form von digitalen Antragsstrecken. Dabei liegt es in unserer Verantwortung, das direkte Abschlussverfahren so zu gestalten, dass alle Risikomerkmale berücksichtigt, abgefragt und bedarfsgerecht versichert werden können. Der Verkaufsprozess und Service der Zukunft wird eine Mischung aus digitalen und analogen Lösungen sein.“

finanzwelt: „Welche Maßnahmen sehen Sie als wesentlich an, um im Sachgeschäft die Bestand-Schadenquote möglichst gering zu halten?“

Christina Feldges, Leiterin Geschäftsfeld Sach/Haftpflicht Privat der AXA Konzern AG: „Laut GDV waren Leitungswasserschäden in der Wohngebäudeversicherung die teuerste und zweithäufigste Schadenursache im Jahr 2018. Prävention spielt eine große Rolle, um Schäden zu beherrschen. Wir bieten unseren Kunden u. a. einen Wasserwächter an, der bei unkontrolliertem Wasseraustritt automatisch die Wasserleitung schließt und somit größere Schäden verhindert. Damit lässt sich fast jeder zweite Schaden vermeiden. Wir erhalten hierzu äußerst positives Feedback unserer Kunden. Ist doch ein Schaden eingetreten, haben wir für unsere Kunden ein erstklassiges Netzwerk an Schadendienstleistern – zu Verfügbarkeiten und Preisen, auf die der einzelne Kunde nicht zurückgreifen kann.“

finanzwelt: „Welche Vorkehrungen sehen Sie als wichtig an, damit der Bestand eines Schadenversicherers hinsichtlich Schadenquote möglichst gut bleibt?“

Dr. Stefan Kutz, zuständiger Konzernvorstand Kompositversicherungen der SIGNAL IDUNA Gruppe: „Damit es gar nicht erst zu einem Schaden kommt, bieten wir eine Vielzahl von Präventionsangeboten wie zum Beispiel Empfehlungen zur Einbruchssicherung, Hinweise zum Fahrverhalten für Telematikkunden oder Trainings zur Cybersicherheit über unseren Partner Perseus. Kommt es trotz aller Präventions- und Sicherungsmaßnahmen zu einem Schaden, dann setzen wir – zukünftig noch vermehrt – auf eine optimale Steuerung. Darunter verstehen wir unter anderem eine sehr gute Soforthilfe beim Erstkontakt mit uns, attraktive Konditionen für unsere Kunden bei Premium-Dienstleistern und Vermeidung von Folgeschäden durch frühzeitigere Hilfsangebote. Unter Hinzunahme neuer digitaler Serviceangebote wollen wir zukünftig unseren Kunden nicht nur Produkte, sondern auch umfassende Lösungen anbieten.“

Fazit

Schadensanierungen gehören zur Schadenversicherung. Im Sanierungsfall hilft transparente Information, um Risiken wieder tragfähig zu gestalten. Abgesehen von Kunden, die betrügen oder anderweitig schlechten Umgang aufweisen, sollten Versicherer und Vermittler gemeinsam um jeden Kundenvertrag bemüht sein. Es steht Versicherern frei, sich von ungünstigen Beständen zu trennen. Zur Fairness gehören dann umfassende Schadeninformationen, damit Vermittler mit ihren Kunden passend reagieren können. Trennungen sind sensibel. Fair durchgeführt, bleiben die Vermittleranbindungen zumeist erhalten. Ansonsten fällt die Tür zu lukrativerem Vermittlergeschäft für den sanierenden Versicherer oft auf Jahre zu.