Unromantisch, aber nicht unwichtig: der Ehevertrag
03.03.2025
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Foto: © Marina Shvedak - stock.adobe.com
„Jede zweite Ehe wird geschieden. Zum Glück ist das unsere erste“ – dieser schwarzhumorige Spruch drehte 2005 seine Runden, als die Scheidungsrate in Deutschland noch bei stolzen 52 Prozent lag. Inzwischen ist sie deutlich gesunken – auf rund 36 Prozent. Das bedeutet für das Jahr 2023: Auf drei Eheschließungen kam eine Scheidung. Diese kann sich zu einem für beide Partner strapaziösen Rosenkrieg entwickeln, wenn ein Ehevertrag fehlt. Daher kann es sinnvoll sein, bereits vor der Hochzeit darüber nachzudenken, einen solchen Vertrag aufsetzen zu lassen.
Ehevertrag – was ist das eigentlich?
In Deutschland ist der Ehevertrag nicht verpflichtend, sondern eine freiwillige Entscheidung der Eheleute. Wer sich vor der Hochzeit noch nicht mit dem Thema befassen möchte, braucht es auch nicht. Auch nach der Eheschließung kann ein Notar in Rüsselsheim oder einer anderen Stadt beim Erstellen eines Ehevertrags helfen.
Dieser ist allerdings nicht bei jeder Ehe erforderlich. Um zu verstehen, wann ein Ehevertrag Sinn ergibt, sollte zunächst das Konzept der Ehe näher beleuchtet werden. Hierbei handelt es sich um eine Zugewinngemeinschaft. Das bedeutet, ein Zugewinn während der Ehejahre muss bei der Scheidung geteilt werden.
Das mag kompliziert klingen, lässt sich anhand eines Beispiels jedoch vereinfachen. Gewinnt ein noch verheiratetes Paar im Lotto, wird dieser Gewinn zu 100 Prozent im Scheidungsfall zwischen beiden Partnern aufgeteilt.
Anders sieht es aus, wenn sich Braut oder Bräutigam noch vor der Hochzeit über einen Lottogewinn freuen können. Denn was einer der Ehepartner vor der Ehe besessen hat, bleibt auch danach sein Eigentum.
Wann es Sinn ergibt, einen Ehevertrag zu schließen
Wünschen sich beide Ehepartner Kinder und befinden sich am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn, muss nicht zwingend ein Ehevertrag geschlossen werden. Schließlich ist davon auszugehen, dass das Paar Anschaffungen für die Familie gemeinsam tätigt. Eine Teilung des Vermögens im Fall einer Scheidung ist in diesem Szenario eine für beide Seiten faire Lösung.
Doch was geschieht, wenn etwa einer der Partner Unternehmer ist? Im Scheidungsfall würde der andere Partner Zugriff auf das Betriebsvermögen erhalten. Das kann schlimmstenfalls das Aus für die jeweilige Firma bedeuten. Wer dieses Risiko von vornherein verhindern möchte, setzt einen notariell beglaubigten Ehevertrag auf.
Ebenso ist ein Ehevertrag bei einer sogenannten Diskrepanz-Ehe sinnvoll. Von dieser wird gesprochen, wenn sich das Vermögen der Eheleute stark voneinander unterscheidet. Um beim vorherigen Lottobeispiel zu bleiben: Die Braut bringt mehrere Millionen in die Ehe, der Bräutigam nicht. Um auszuschließen, dass die Hochzeit aus Sicht des Bräutigams nur stattfindet, um ihn finanziell abzusichern, kommt ein Ehevertrag infrage.
Der Ehevertrag kann die Scheidung vereinfachen
In einer Ehe kommt es vor, dass Streits eskalieren und zum Scheidungswunsch führen. Sind die Eheleute kinderlos und finanziell selbstständig, kann ihnen ein Ehevertrag dabei helfen, sich schnell und vergleichsweise reibungslos scheiden zu lassen.
Denn dank des Ehevertrags können eine langwierige Vermögensaufstellung sowie andauernde Uneinigkeiten über Zugewinnansprüche entfallen.
So kann etwa eine modifizierte Zugewinngemeinschaft vertraglich festgehalten werden. In dieser müssen in der Ehe entstandene Gewinne nicht geteilt werden. Hat also der Ehemann im Lotto den Jackpot geknackt, muss er das Geld im Scheidungsfall nicht mit der Frau teilen.
Ein Ehevertrag hilft dem Paar, sich zu trennen, ohne finanzielle Forderungen zu stellen. Dadurch kann die Scheidung beschleunigt und für beide Partner weniger emotional belastend gestaltet werden.
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Showdown in Washington
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