Alter Schutz und neues Risiko
03.03.2025
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Foto: © tanya78 - stock.adobe.com
Für 2025 drohen den Schadenversicherern weiterhin tiefrote Ergebnisse. Trotz massiver Beitragserhöhungen dürfte die Schieflage zwischen Beitragseinnahmen und Schadenaufwendungen wie beispielsweise für Fahrzeuge oder Gebäude anhalten.
Trendwenden in puncto Fachkräftemangel, Reparaturkostenentwicklung oder klimabedingte Naturschadenereignisse sind außer Sicht. Zudem drückt die Konjunkturentwicklung auf die Stimmung in vielen Führungsetagen. Versicherungen mit gehalts- oder umsatzbezogener Beitragsfindung werfen weniger ab. Auf der anderen Seite treten noch Schäden aus den besseren Geschäftsjahren zutage. Eine Pleitewelle lässt Firmenkunden verschwinden und bringt die verbleibenden Firmen in Liquiditätsengpässe oder sorgt für steigende Schadenquoten in der Kreditversicherung. Makler mit Firmen-, Fahrzeug- oder Gebäudeversicherungen sollten auf der Hut sein. Sofern es für Schadenversicherer wirtschaftlich zu eng wird, stehen Schadensanierungen von Kundenbeständen ins Haus.
Gebrandmarkte Kunden
Aus Schadengründen gekündigte Versicherungsnehmer sowie deren Makler haben es schwer, einen neuen Versicherer zu finden. Auch eigentlich unbescholtene Kunden können per schadenbedingter Sanierung des Vermittlerbestandes in die Nachversicherungsmühlen geraten. Bestenfalls erfolgen genaue Abfragen zur Risikosituation. Höhere Beiträge, weit gefasste Selbstbehalte oder ein eingeschränkter Deckungsumfang gehören zu den Maßnahmen, um eine angespannte Schadensituation in den Griff zu bekommen. Schlimmstenfalls winken der alte sowie die neuen potenziellen Versicherer ab und der Kunde bleibt schutzlos zurück. Eine heikle Situation für die betroffenen Kunden und Versicherungsmakler. Denn ohne detaillierte Dokumentation der Schadensanierungshintergründe und konkreter Lösungsvorschläge münden Schutzlücken in eine Maklerhaftung. Im Wiederholungsfall zieht der Berufshaftpflichtversicherer die Notbremse. Zu den Bestandssanierungen gesellt sich dann für den Makler noch die Suche nach neuem eigenen Vermögenshaftpflichtschutz.
Gebeutelte Versicherer
Die Situation der Schadenversicherer spitzt sich zu. Naturereignisse verhageln den Risikoträgern seit langem die Bilanzen und die Beitragsschraube lässt sich nicht unendlich drehen. Kunden mit schadenfreien Verträgen weichen auf andere Versicherer aus. Makler und Vergleichsportale sorgen dabei für mehr Transparenz in der Versicherungsauswahl. Verliert der sanierende Versicherer die guten Kundenrisiken, verschärft sich seine Schadensituation. Es verbleiben die höheren Risiken mit weniger Gewinnaussicht im Bestand. Verlassen die Makler, Pools und Vergleicher den sanierungsfreudigen Versicherer im großen Stil, rutschen die Ergebnisse in Richtung wirtschaftliches Aus. Solche Drohkulissen schränken die Sanierungsspielräume der Versicherer ein. Ohne passendes Augenmaß könnten Sanierungen unkontrolliert nach hinten losgehen. Das zunehmend engere Netz an Maklerpools, die miteinander kooperieren oder wirtschaftlich verschmelzen, bremst mitunter notwendige Bestandskorrekturen. Die Sanierungen konzentrieren sich dann auf Maklerbestände ohne schützende Poolanbindung.
Belastete Maklerbüros
Jede schadenbedingte Sanierung bringt zuerst Mehrarbeit ins Maklerbüro. Sofern es lediglich bei Beitragserhöhungen bleibt, wird diese Mehrarbeit durch zusätzliche Courtageteile honoriert. Eventuell sind dabei unzufriedene Kunden zu beruhigen oder auf neue Versicherer umzudecken. Trennt sich ein Versicherer im größeren Umfang von verlustreichen Geschäften, beginnt eine umfangreichere Suche nach neuen Risikoträgern für betroffene Kunden. Gibt der Versicherer ganze Geschäftsbereiche auf, entsteht den Versicherungsmaklern ein erheblicher Aufwand. In jedem Fall sind Kunden über Deckungslücken gegenüber dem alten Schutz, neue Risikobewertungen und neue Beitragsmodalitäten umfassend zu informieren. Während moderne Maklerverwaltungen die Neuversicherung von Verträgen unterstützen, dürften die erforderlichen Beratungsdokumentationen sowie die Schutz- und Konditionsvergleiche relativ viel Zeit rauben, bis alle Kunden einer Umdeckung zustimmen. Bleibt das Beitragsniveau für die Kundschaft idealerweise erhalten, steht das Maklerbüro trotz Mehraufwand ohne zusätzliche Vergütungen da.
Zu guter Letzt
Versicherer sanieren gewöhnlich aus handfesten wirtschaftlichen Gründen. Davor ist kein Versicherungsmakler gefeit. Selbst vorbildlich schadenfreie Versicherungsverträge sind neu einzudecken, sofern sich der Versicherer vom Geschäft trennen möchte. Allerdings finden sich für gut betreute, schadenarme Kundenverträge leichter neue Risikoträger. Den Versicherungsmaklern bleibt lediglich, den sanierenden Versicherer bei künftigen Geschäften vorsichtiger zu bewerten. Um solchen Effekten entgegenzuwirken, sollten Versicherer frühzeitig die Kommunikation zu Maklern aufnehmen und die kommenden Umdeckungen bestmöglich unterstützen. Schadenexperten zufolge könnten Versicherer auf bessere Ergebnisse blicken. Rückgriffe gegen Schadenverursacher oder Mehrfachversicherungsausgleiche bleiben oftmals noch links liegen. Erfahrene Versicherungsmakler prüfen bei Sanierungsverhandlungen die noch offenen Schadenreserven und realisierten Rückgriffe der Versicherer, um anstehende Maßnahmen abzufedern. Sofern der Versicherer hier nicht alle Register gezogen hat, fehlen wichtige Basiswerte für eine Sanierung. Beide Seiten sollten sich in solchen Fällen einen neutralen Expertenrat einholen, bevor der Weg einer Schadensanierung als Ultima Ratio beschritten wird. (gg)
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