Wird Trump eine Gefahr für die Kapitalmärkte?

03.03.2025

Rolf Ehlhardt - Foto: © I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

Trumps Maßnahmen-Katalog wurde von vielen Analysten mit Jubel aufgenommen und hat einen großen Optimismus ausgelöst. Die Märkte könnten daher in noch luftigere Höhen steigen. Trump scheint jedoch auch Öl ins Feuer gießen zu wollen. Aber: Hat er auch einen Feuerlöscher parat? Sind es nur Drohungen als Vorbereitung für einen „Deal“? Zölle, Grönland, Panama-Kanal und sogar der Gaza-Streifen. Oder wird er eventuell alles umsetzen? Kein gutes Omen ist seine maßlose Überheblichkeit gegenüber Europa. Bis heute sind alle Größenwahnsinnige irgendwann gescheitert.

Er hat als erstes die Zölle für verschiedene Länder und/oder unterschiedliche Branchen erhoben. Die betroffenen Länder diskutieren oder beschließen Gegenmaßnahmen. Es dürfte für jeden klar sein, dass dies zu höheren Preisen, also auch zu steigender Inflation führt. Vorkäufe haben bereits im Januar für einen Anstieg gesorgt. Verstärkt wird dieser Trend dadurch, dass Trump viele „Billigkräfte“ ausweisen will. Ob bei dem heutigen Mangel an Arbeitskräften diese durch Amerikaner ersetzt werden können, ist mit einem dicken Fragezeichen versehen. Aber gerade wenn dies gelingt, würden durch die „teueren Amis“ die Kosten und damit die Preise steigen. Die Deglobalisierung bedeutet auch. Dass die Zeiten, in denen die westliche Welt ihre Gewinne mit östlichen Arbeitnehmern gesteigert haben, vorbei sind.

Um einen Inflationsausgleich zu schaffen, will Trump die Steuern senken. Für einen Haushalt, der schon jetzt 2,2 Billionen Minus macht, ein mutiges Versprechen. Denn die Schulden von derzeit 36,3 Billionen Dollar würden weiter klettern, so dass deren Finanzierung immer problematischer wird, zumal die großen Gläubiger wie China oder Saudi-Arabien ihre US-Dollar Investments eher reduzieren wollen. Außerdem macht es bei einem derzeitigen Wachstum von rund drei Prozent wenig Sinn wachstumssteigernde Maßnahmen zu ergreifen.

Aber so deutet vieles darauf hin, dass die Inflation in den USA wieder deutlicher anzieht. Entscheidend wird die Politik der Fed werden. Sie dürfte eigentlich die Zinsen nicht mehr senken, sie müsste den Zins sogar erhöhen. Steigende Inflation und hohe oder sogar steigende Zinsen schwächen mit einem time-lag die Wirtschaft, zumal dann dem Staat aufgrund der hohen Verschuldung die Mittel fehlen, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Außerdem bewirken höhere Zinsen, dass der Zinsaufwand einen immer größeren Teil der Staatseinnahmen verschlingt oder der Staat finanziert auch dies. Ausufernde Schulden werden aber irgendwann eine Kreditkrise auslösen.

Der US-Dollar dürfte seine aktuelle Stabilität zum Euro noch aufrecht halten können. Sollte aber die Fed eine Wirtschaftsschwäche mit fallenden Zinsen bekämpfen, könnte bei dem Währungspaar eine nennenswerte Gegenbewegung einsetzen (zusätzliches Risiko für US-Investments). Die langfristigen Zinsen könnten im Gegensatz zu den FedZinsen aufgrund eines höheren Risikos ansteigen. Seit der ersten Zinssenkung im September 2024 sind die zehnjährigen Renditen von 3,61 auf aktuell 4,31Prozent gestiegen. Ein Anstieg über fünf Prozent kann der Auslöser für eine kräftige Kurskorrektur bei Aktien sein. Eventuell befinden sich S&P, Nasdaq und Co. derzeit in der Schlussphase der Rallye. Die Diskussion um Deepseak hat das Risiko der hohen Bewertung amerikanischer Technologiewerte aufgezeigt. Alles in allem muss der Anleger auf deutlich schwächere Aktienmärkte vorbereitet sein. Einen Vorgeschmack gab es in der ersten Augustwoche 2024, als der Nasdaq 100 in einer Woche in der Spitze 2.400 Punkte abgab. Oder kurz vor Weihnachten waren es immerhin 1.500 Punkte.

Dies alles sind absolute Kaufargumente für Gold. Obwohl das Gold aufgrund der Käufe östlicher Notenbanken von Hoch zu Hoch springt, würden derartige Krisen den Goldpreis in ungeahnte Höhen treiben, zumal die westlichen Anleger in dem Edelmetall total unterinvestiert sind. Sie haben seit 2020 (Gold bei etwa 2.000 US-Dollar) rund 30 Prozent der Bestände abgebaut. Der Chart vom Spider Gold Trust zeigt, dass der „Westen“ Gold verkauft hat, um es in die Aktienbörsen zu investieren. Der „Osten“ hat dieses Material nicht nur aufgesaugt, sondern sogar noch weiteres Gold zugekauft.

Dadurch ist dieses Material für Jahrzehnte weg vom Markt. Das Wachstum in China und Indien wird dazu führen, dass deren Mittelstand vermögender wird und dann weiter Gold kauft. Die Währungsreserven der BRICS-Staaten in Gold liegen offiziell bei etwa fünf Prozent (USA und BRD je 74 Prozent). Da ist noch viel Luft nach oben. Das wird den Preis weiter verteuern. Dann hätten auch die heutigen preiswerten Goldminen-Aktien (beispielsweise Newmont KGV 14) ein riesiges Potential. Nicht zu vergessen ist der „kleine Edelmetallbruder“ Silber. Der könnte aufgrund der steigenden Industriebedarfs (KI, erneuerbare Energien) in den nächsten Jahren neue Hochs anvisieren.

Für viele Anleger drängt die Zeit zum Handeln. Durch die Aktienhausse der letzten Jahre, den zeitweisen Null-Zinsen und den sich abwechselnden Anlagethemen hat sich deren Depotstruktur permanent verändert. Wir konnten bei Depot-Checks von Vermögen über 250.000 Euro feststellen, dass die ursprüngliche Vermögensaufteilung aus dem Ruder gelaufen ist. Oft haben sich die Risiken unbemerkt erhöht, aber die Anlageziele (zum Beispiel altersbedingt) haben sich gleichzeitig geändert. Allzeithochs sind der ideale Zeitpunkt, um die Asset Allokation den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Am besten zusammen mit neutralen, erfahrenen Beratern, die die Struktur nicht mitzuverantworten haben und die keinerlei hausinternen Interessen (eigene Produkte oder Fonds und Ertragsgesichtspunkte) berücksichtigen müssen. Setzt die Korrektur erst einmal ein, sinkt meist mit den Kursen auch die Handlungsbereitschaft der Kunden. Kostolany hat mal gesagt: Ich bin reich geworden und geblieben, weil ich immer das Risiko eingegangen bin, zu früh verkauft zu haben.

Marktkommentar von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH.