...und dann kam Corona
21.02.2022
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Das neue Jahr bringt Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen finanzielle Verbesserungen – in der häuslichen Pflege dürfte die Enttäuschung allerdings überwiegen. Doch auch für Heimbewohner gilt nach wie vor: Die Pflegeversicherung ist keine Vollkaskodeckung. Die Corona-Pandemie dürfte die Lage eher noch verschärfen.
Die Pflegeversicherung zahlt den Heimen für jeden Pflegebedürftigen einen Betrag in gesetzlich festgelegter Höhe – zwischen 770 Euro bei Pflegegrad 2 und 2.005 Euro bei Pflegegrad 5. Dies liegt allerdings weit unter den tatsächlichen Kosten, die von den Heimen für die Gesamtzahl der Bewohner summierte und dann pro Kopf aufgeteilt werden. Das Ergebnis ist der „heimdurchschnittliche Eigenanteil“. Diesen mussten die Pflegebedürftigen bislang für die Heimpflege entrichten. Im neuen Jahr 2022 gibt es dazu allerdings höhere Zuschüsse von der Pflegekasse. Diese hängen von der Dauer der Heimpflege ab und liegen zwischen 5 und 70 %. Für die Pflege zu Hause sieht es allerdings düster aus: Hier erhöht sich der Zuschuss zu den so genannten Pflegesachleistungen um ganze 5 %. Nur für die Kurzzeitpflege steigt der Zuschuss um das Doppelte. Es wird also auch weiter mit spitzem Stift gerechnet – Pflegeversicherung ist eben keine Vollkaskoabsicherung.
Das können sich nicht alle Familien leisten
Allerdings geht es bei der Entscheidung zwischen Heimunterbringung und häuslicher Pflege ja nicht nur ums Geld. Welche Auswirkung haben finanzielle familiäre Aspekte auf die Entscheidung? Stephan Schinnenburg, Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung, meint dazu: „Die finanzielle Basis einer Familie spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung und ist besonders relevant je höher der Pflegegrad der zu pflegenden Person ist.“ Die häusliche Pflege sei allerdings nicht kostengünstig und spätestens mit dem Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichtes im Sommer 2021, ausländische 24-Stunden Pflegekräfte mit dem Mindestlohn zu bezahlen, mindestens so teuer wie eine stationäre Vollversorgung. Das könnten sich aber nicht alle Familien leisten und pflegten selbst ihre Angehörige.
Benno Schmeing, Vorstand der SDK Versicherungen, zieht den Kreis weiter: „Grundsätzlich sind bei der Entscheidung zwischen häuslicher und stationärer Pflege neben finanziellen Aspekten auch weitere Rahmenbedingungen wie beispielsweise räumliche und zeitliche Gegebenheiten zu berücksichtigen. Eine Entscheidung kann nicht ausschließlich auf finanzielle familiäre Aspekte zurückgeführt werden, sondern bedarf vielmehr einer ganzheitlichen Betrachtung.“ Generell sei es der Wunsch nahezu aller Menschen, zu Hause alt zu werden und gegebenenfalls auch im häuslichen Umfeld gepflegt zu werden – unabhängig von den Kosten. Wenngleich die ambulante Pflege meist deutlich kostengünstiger sei als die stationäre. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei zu erwarten, dass zukünftig der Anteil an stationär gepflegten Menschen, der 2019 noch bei ca. 20 % gelegen habe, deutlich steigen werde. Der medizinische Fortschritt und die damit verbundene steigende Lebenserwartung spielten hierbei auch eine Rolle.
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