Umfrage für GDV: Mittlere Generation wegen Inflation und Energie stärker verunsichert als durch Corona

29.11.2022

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Mittlere Generation sieht den Staat in der Pflicht

Vor diesem Hintergrund halten die 30- bis 59-Jährigen nichts davon, auf eine Dämpfung der Preiseffekte in Form staatlicher Entlastungspakete zu verzichten, um dadurch Energiesparanreize zu setzen. „Eine sehr große Mehrheit von 83 % votiert dafür, dass der Staat den Bürgern bei den Energiekosten unter die Arme greift“, so Asmussen. „Nur fünf Prozent vertreten die gegenteilige Position.“

Dabei zeigt sich: Die mittlere Generation sieht auf der einen Seite den Staat in der Pflicht, die Auswirkungen von Inflation und Energieknappheit so gering wie möglich zu halten. Fast zwei Drittel sehen dies als staatliche Aufgabe. Nur 25 Prozent halten das für eine überzogene Erwartungshaltung.

Zugleich sind viele Befragten skeptisch, ob die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Krisenbewältigung richtig sind: Lediglich 14 Prozent haben großes oder sehr großes Vertrauen, dass die Maßnahmen greifen. Dagegen haben drei Viertel der Befragten wenig oder kein Vertrauen ins Krisenmanagement der Regierung.

„Entlastungsprogramme reichen nicht aus“

Nichtsdestotrotz fordern 78 % der „Generation Mitte“  eine Ausweitung der staatlichen Entlastungsprogramme zur Inflationsbekämpfung. Nur 8 % halten die bisherigen Maßnahmen für ausreichend. Und 56 % der Befragten meinen, die finanziellen Entlastungen sollen auch weiterhin der Gesamtbevölkerung zugutekommen. Nur 37 % plädieren dafür, vor allem sozial Schwächere zu entlasten.

Dazu passt, dass nur eine kleine Minderheit der Befragten den Eindruck hat, dass ihr die Maßnahmen der Regierung persönlich Vorteile bringen. Lediglich 5 % der „Generation Mitte“ ziehen diese Bilanz, während 42 % Nachteile sehen. „Zuletzt waren vor 20 Jahren ähnlich kritische Ergebnisse zu verzeichnen, als die damalige rot-grüne Regierung auf die Wachstumsschwäche mit der Agenda 2010 reagierte“, erklärt Köcher.

Insgesamt haben die 30- bis 59-Jährigen heute vielmehr als noch vor einem Jahr den Eindruck, dass ihre Interessen von der Bundesregierung nicht ausreichend berücksichtigt werden. Während das Stimmungsbild vor einem Jahr geteilt war, haben heute nur noch 14 % den Eindruck, dass die Regierung die Interessen der mittleren Generation ausreichend berücksichtigt. 61 % erheben dagegen den Vorwurf, dass ihre Interessen nur unzureichend berücksichtigt werden.

Auch wenn die „Generation Mitte“ alles andere als zuversichtlich auf die kommenden Monate schaut: Der GDV-Hauptgeschäftsführer rät dazu, die Umfrageergebnisse einzuordnen: „Die Sorgen vor Inflation und hohen Energiekosten sind berechtigt und in vielen Fällen sicher für den Einzelnen auch schwer verkraftbar“, so Asmussen. „Für die deutsche Wirtschaft insgesamt sind die kurzfristigen Folgen aber womöglich weniger dramatisch als bislang befürchtet. Denn der Oktober war wärmer als erwartet, die Gasspeicher sind gefüllt und die Konjunkturentwicklung war im dritten Quartal überraschend knapp positiv.“ (ml)