Ukraine-Krieg: Folgen für Lebenskosten, Agrar, Rohstoffmarkt – Fragen und Antworten

17.03.2022

Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender DJE Kapital AG / Foto: © DJE Kapital AG

Der Markt ist in diesem Jahr schon weit gelaufen, besonders für Palladium, aber auch für Gold.

Ist Gold dennoch nach wie vor eine Option? Und gibt es dazu Alternativen, z.B. Silber oder Platin?

Gold steht heute in Dollar gerechnet nicht höher als 2011. Im Hinblick auf die jüngste und in den vergangenen elf Jahren zu beobachtende Inflation sollte Gold mittelfristig steigen können. Kurzfristig befinden wir uns zwar im übergekauften Bereich mit zu vielen Optimisten, aber nach dem jüngsten fünfprozentigen Rückschlag erscheint auch Gold wieder aussichtsreich. Generell sollten alle Edelmetalle im Hinblick auf das wachsende Anlegerinteresse, aber auch auf den vermehrten Industrie- und Schmuckbedarf, aussichtsreich sein. Gold ist heute in den Anlegerportfolios im Durchschnitt mit weniger als 2 % vertreten. In der Nachkriegszeit waren diese Prozentsätze durchschnittlich weit höher, oft um 10 %.

Inwieweit ist die aktuelle Situation mit der ersten großen Ölkrise 1973 und der damaligen Stagflation vergleichbar?

Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Ölpreis ist in den letzten Jahrzehnten stetig zurückgegangen. Im Moment besteht nicht die Gefahr einer Stagflation. Zwar ist die Inflationsrate in den USA und in Europa auf einem Hoch mit Blick auf die vergangenen 40 Jahre, aber die Wachstumsraten dürften hoch bleiben. Einerseits wegen der geringeren Ölabhängigkeit, andererseits wegen des real nach wie vor nicht zu hohen Ölpreises. Wenn die US-Zentralbank längere Zeit die Zinsen erhöht, wächst die Gefahr einer Stagflation – diese ist heute aber noch nicht in Sicht. Tatsächlich sind die USZinsen im historischen Vergleich immer noch sehr niedrig. Und auch ein Anstieg um gut 1 %  in einem Jahr wäre noch immer niedrig, vor allen Dingen vor dem Hintergrund der hohen Inflation.

Die USA sind deutlich weniger abhängig von russischen Energielieferungen als Europa, speziell Deutschland.

Sind US-Aktien jetzt grundsätzlich die bessere Wahl?

Europäische Aktiengesellschaften dürften zum Teil erheblich unter den hohen Energiepreisen leiden. Die USA importierten auch vor dem Embargo weit weniger als 1 % ihres Ölbedarfs aus Russland. Die US-Volkswirtschaft profitiert durch die Krise in den Bereichen Rüstung, Ölbranche und Agrarsektor. Die stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise und die anziehenden Preise für Kunstdünger lassen erhebliche Gewinnsteigerungen bei den Agrar-Aktien erwarten. Öl- Aktien profitierten schon vor der Krise durch die sehr niedrigen Abschreibungen (wenig Explorationsaufwendungen). Rüstungs-Aktien stiegen seit der Krise um 15 % und profitieren auch von deutscher Aufrüstung.

Was empfiehlt sich Anlegern, um mit positiver Wertentwicklung der inflationären Geldentwertung entgegen zu wirken?

Aufgrund der dargelegten latenten Risiken sind Investitionen in breiter anlegenden Aktienfonds direkten Aktieninvestitionen vorzuziehen. Aus unserem Hause können der DJE – Agrar & Ernährung (ISIN: LU0350835707) und der DJE – Gold & Ressourcen (ISIN: LU0159550077) für Anleger ein gewisser Inflationsschutz sein.

Ein Marktkommentar von Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kaptial AG