Über 70 Prozent der Arbeitnehmer nutzen Arbeitszeit für private Erledigungen
20.11.2024
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Rund 70 Prozent der Arbeitgeber haben bereits bewusst falsche Angaben bei der Arbeitszeiterfassung entdeckt. Sogar sieben von zehn Angestellten erledigen private Angelegenheiten während der Arbeitszeit. Auch die Erfassung von Pausen wird oft vernachlässigt. Eine repräsentive Befragung von 1.000 Arbeitnehmern und 373 Arbeitegebervertretern, deckt das Ausmaß von fehlerhafter Zeiterfassung in deutschen Unternehmen auf und zeigt, inwieweit sie ein signifikantes strukturelles Problem darstellt.
Laut der Umfrage durch das Marktforschungsinstitut Consumerfieldwork im Auftrag von TimO – Time Management Office GmbH, einem Anbieter für Zeiterfassungslösungen, haben 70 Prozent der befragten Unternehmen bereits Fälle von bewusst falschen Arbeitszeitangaben festgestellt. Während sich Arbeitgeber der daraus resultierenden Problematik durchaus bewusst sind, gehen viele Arbeitnehmer eher gelassen mit der korrekten Erfassung ihrer Arbeitszeit um. Über ein Drittel der Befragten gibt zu, Pausenzeiten nicht ordnungsgemäß zu dokumentieren. Noch alarmierender ist, dass über 70 Prozent der Mitarbeiter private Erledigungen während der Arbeitszeit vornehmen und 38 Prozent beobachten, dass Kollegen ihre Pausen unzulässig verlängern. Diese mitunter häufigsten Formen des Arbeitszeitbetrugs – von unkorrekten Pausenzeiten bis hin zu manipulierten Anfangs- und Endzeiten – gefährden nicht nur die betriebliche Effizienz, sondern untergraben auch das Vertrauen innerhalb der Belegschaft.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Prävention
Falsche Arbeitszeiterfassung kann erhebliche finanzielle Verluste für Unternehmen bedeuten. Laut Umfrageergebnis befürchten zwei Drittel der deutschen Unternehmen wirtschaftlichen Schaden durch Arbeitszeitbetrug. Unternehmen setzen auch daher vermehrt auf digitale und manipulationssichere Zeiterfassungssysteme, um den Missbrauch zu verhindern. Die Studie zeigt, dass bereits rund 80 Prozent der Unternehmen auf digitale Lösungen setzen, doch es gibt nach wie vor Verbesserungsbedarf, vor allem in kleineren Betrieben.
Im Falle einer nachgewiesenen falschen Arbeitszeiterfassung, suchen Arbeitnehmer größtenteils (rund 65 Prozent) im Dialog mit ihren Mitarbeitenden nach Klärung. Konsequenzen wie Abmahnungen (14 Prozent), Kündigung oder Schadensersatzforderungen werden zumeist erst als letztes Mittel gesehen und eingesetzt. Dabei ist bemerkenswert, dass sich die meisten Arbeitnehmer durchaus der möglichen Konsequenzen seitens ihrer Arbeitgeber bewusst sind. Lediglich 10 Prozent der Befragten geben an, keine oder nur vage Vorstellungen darüber zu haben.
Warum Arbeitnehmer Arbeitszeitbetrug begehen
Ein häufiger Grund für Arbeitszeitbetrug liegt im subjektiven Empfinden von Ungerechtigkeit: Arbeitnehmer fühlen sich in ihrer Leistung oft nicht korrekt vergütet. So werden nicht bezahlte Überstunden als Hauptgrund genannt (32 Prozent), warum Arbeitszeit bewusst falsch erfasst wird – wenn auch nur in hypothetischem Sinn. Arbeitnehmer sehen sich verleitet, ihre Arbeitszeiten zu manipulieren, um sich dadurch selbst einen Ausgleich zu verschaffen. Weitere Gründe können Frustration über die Arbeitsbedingungen (16 Prozent) und persönliche Verpflichtungen (13 Prozent) sein.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen deutlich, dass Arbeitszeitbetrug in vielen Unternehmen nicht nur ein individuelles, sondern auch ein strukturelles Problem darstellt“, erklärt Dipl. Wirt-Inf. David Kadiri, Geschäftsführer von TimO. „Während viele Arbeitnehmer der Zeiterfassung möglicherweise noch nicht die gleiche Bedeutung beimessen wie Arbeitgeber, können moderne, sichere Systeme das Vertrauen im Team stärken. Nur durch einen offenen Dialog und klare Richtlinien können Unternehmen das Vertrauen in ihre Zeiterfassungssysteme stärken und falsche Arbeitszeiterfassung nachhaltig reduzieren.“ (fw)