Tunnelblick
05.01.2022
Foto: © Jackie Zhao - unsplash.com
Digitalisierung galt einmal als Mammutaufgabe, später als große Chance für Versicherer, Makler und Verbraucher gleichermaßen. Mittlerweile ist viel business as usual eingekehrt. Folgt man einer aktuellen Umfrage unter Managern großer Versicherungsunternehmen, geht die Entwicklung aber nun in eine völlig neue und auch teilweise überraschende Richtung. Makler sollten sich besser jetzt schon damit beschäftigen.
Im Hinblick auf das Thema Digitalisierung bestehen deutliche Verständnisunterschiede zwischen den einzelnen Playern im Assekuranzmarkt – Versicherungsunternehmen, Vertrieb und Endkunden. Das ist kein großes Geheimnis. Wie gut oder schlecht funktioniert aber hier zumindest die Kooperation zwischen Versicherungsunternehmen und Maklern? Oliver Pradetto, Geschäftsführer von blau direkt, sieht das differenziert: „Die meisten Versicherer haben für kleinere Maklerhäuser nur Standardbereitstellungen. Man kann sich meistens in einem Portal einloggen und da verschiedene Informationen abrufen. Gut und reibungslos läuft die Zusammenarbeit hingegen, wenn größere Häuser ihre Daten- und Dokumentenaustauschprozesse mit den Versicherern harmonisieren. Dafür müssen die Versicherer kritische Ressourcen einsetzen, aber auch die Vermittlerbetriebe müssen die technischen Kapazitäten und das Know-how bereithalten.“ Sei dies der Fall, ließen sich inzwischen nahezu alle Prozesse volldigital abbilden oder befänden sich gerade in der Umsetzung. Das hört sich nicht gerade nach Revolution oder neuem Zeitalter an. Wenngleich Rolf Schünemann, Vorstandsvorsitzender der BCA AG, beschwichtigt: „Prinzipiell hat die Umsetzung digitaler Projekte auch bei Versicherern deutlich an Fahrt gewonnen und nimmt eine höhere Priorisierung ein. Auch wird mehr Wert auf den Einsatz von Datenstandards und Normen gelegt. Das ist für uns als Maklerpool überaus vorteilhaft. So sehen wir uns als digitaler Treiber, da wir mit unserem Geschäftsmodell in der Lage sind, die Digitalisierung ganzheitlich, ungebunden und bestmöglich an den Anforderungen freier Vermittler und Makler auszurichten.“ Als Maklerpool ermögliche man es dem Makler, die isolierten digitalen Stränge der Gesellschaften auf einer Plattformlösung zusammenzuführen. Der Makler benötige nur noch einen digitalen Zugang für ein ganzheitliches Datenmanagement und eine 360-Grad-Kundensicht für eine produktneutrale, umfassende Kundenbetreuung und -beratung.
Kunden interessieren sich nicht für Prozesse
Aber wieviel Digitalisierung erwarten am Ende die Kunden von ihren Maklern? Pradetto sagt: „Die Fragestellung ist irreführend. Kunden interessieren sich nicht für die Prozesse ihrer Versicherungspartner. „Wer seine Kunden fragt, ob sie gerne digital mit dem Makler arbeiten wollten, werde auf wenig Interesse treffen. Tatsächlich gehe es um etwas anderes. Digitale Prozesse ermöglichten es dem Kunden, sich weniger mit Versicherungen auseinandersetzen zu müssen. Es werde bequemer und einfacher für ihn. Auf einmal fange es an Spaß zu machen, Versicherungen zu kaufen und zu verwalten. Das sei der entscheidende Unterschied und der Grund, warum Kunden digital aufgestellte Makler bevorzugten, sobald sie die Wahl hätten. Schünemann erkennt eine aktuelle Veränderung im Verhalten: „Allgemein hat die Corona-Pandemie die Nachfrage nach digitalen Angeboten deutlich beschleunigt. So dient das Smartphone mitsamt seinen vielseitigen Möglichkeiten inzwischen als Kommunikationsmittel, Info-Quelle, Online-Shop, Bezahlmittel, Entertainment-Möglichkeit, Fitness-Trainer, Impfausweis und vieles mehr.“
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