Totgesagte leben länger
13.02.2020
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Bei einem Blick auf die Bewertungsprämie von Growth- gegenüber Value-Aktien scheint Vorsicht angebracht: „Die Bewertungsprämie für Wachstumsaktien ist auf einem Niveau, das wir zuletzt während der Technologieblase im Jahr 2000 gesehen haben. Mit der Weisheit des Rückblicks können wir heute sagen, dass Investoren damals gut beraten waren, in der Phase der Wachstumseuphorie stärker auf die unpopuläreren Value-Aktien zu setzen“, erklärt Tilmann Galler. Mit dem Platzen der Technologieblase haben sich in den folgenden sechs Jahren Substanzwerte um mehr als 40 % besser entwickelt als Wachstumsaktien.
Für eine Renaissance der Value-Aktien in diesem Jahr komme es nach Ansicht des Kapitalmarktexperten ganz wesentlich auf die weiteren konjunkturellen Entwicklungen an: „Der Abschluss des Phase-1-Handelsabkommens zwischen den USA und China, steigende Investitionen in das 5G-Netzwerk und im Vergleich zum Vorjahr günstigere Finanzierungsbedingungen haben die Rahmenbedingungen für eine Erholung im strauchelnden verarbeitenden Gewerbe verbessert. Sollte sich das konstruktive Umfeld im Verlauf des Jahres verfestigen, ohne dass sich derweil neue globale Risiken manifestieren, stehen die Chancen nicht schlecht, dass in einem dann freundlicheren konjunkturellen Umfeld nicht nur die längerfristigen Anleiherenditen etwas ansteigen, sondern auch die Zinsstrukturkurve eine leichte Versteilerung erfährt. In diesem Szenario dürften sich Value-Aktien besser entwickeln als Wachstumsaktien“, erklärt Galler.
Für längerfristig orientierte Investoren ergebe sich mit Substanzwerten die Möglichkeit, innerhalb einer moderat überbewerteten Anlageklasse einen relativ günstigen Stil einzukaufen. „Auch wenn die Bewertung kurzfristig ein denkbar schlechter Ratgeber ist, spielt sie längerfristig eine deutlich größere Rolle hinsichtlich der zu erwartenden annualisierten Erträge“, so Tilmann Gallers Fazit. (ah)