The Winner Takes It All
06.11.2024
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Die Wählerinnen und Wähler in den USA haben entschieden. Der 45. US-Präsident ist auch der (neue) 47. Präsident. Donald Trump, umstritten und für viele Zeitgenossen, insbesondere in Europa, unwählbar, hat die Wahl für sich entschieden.
Nach jetzigem Stand kann er in den kommenden 4 Jahren nahezu „durchregieren“, da Senat und Repräsentantenhaus in der Hand der Republikaner sind. Was bedeutet dieser Wahlsieg? Die USA sind die einzige verbliebene Weltmacht, Nukleus vieler wegweisender Entwicklungen. Die großen Tech-Konzerne haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten. Nach seinem 1. Wahlsieg 2016 überraschte er die Märkte „positiv“; sein jetziger Sieg war eingepreist.
Nun heißt es nach vorne zu schauen. Die US-Wirtschaft ist nach wie vor in einem robusten Zustand; auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist zufriedenstellend. Trump wird „neue“ Weichen stellen, regulatorisch ggf. mehr eingreifen. Kurzfristig könnte es zu mehr Volatilität an den Märkten kommen. Ein Absturz bei Dow Jones & Co. ist indes vorerst nicht zu erwarten. Losgelöst davon ist die Diskussion, welche Implikationen sein Wahlsieg auf die außenpolitische Lage (Ukraine, Gaza) haben wird. (ah)
Nachfolgend die ersten Statements und Kommentare aus der Branche.
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„Kurz vor dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen erholen sich die Märkte in wichtigen Sektoren: Trumps voraussichtlicher Sieg gibt den Bereichen Technologie, Infrastruktur und Verteidigung einen Auftrieb, da die Anleger mit einem Wachstum rechnen, das durch eine industriefreundliche Politik angeheizt wird. Die S&P 500-Futures steigen, der Dollar gewinnt an Wert und die Anleiherenditen klettern ebenfalls hinauf, was die optimistische Stimmung für US-Aktien widerspiegelt. Unternehmen mit starken inländischen Aktivitäten sind gut positioniert, um von diesem neuen Umfeld zu profitieren – Finanz- und Industriewerte zeigen Stärke. Dies könnte der Beginn eines neuen Bullenmarktes sein, da Anleger auf Sektoren setzen, die unter einem von Trump geführten Wirtschaftskonzept gedeihen werden.“
Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy von Global X.
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„Was bedeutet ein solches Ergebnis nun? Bewahrheitet sich die Aussicht auf den „Red Sweep“, würde es diese Konstellation Donald Trump ermöglichen, mehr von seinem Programm, einschließlich fiskalischer Maßnahmen wie Steuersenkungen, umzusetzen als er es während seiner ersten Amtszeit konnte.
Grundsätzlich könnte eine Trump-Führung neben einer weiteren Senkung der Körperschaftssteuer vor allem Gewinne bei Öl- und Gas-, Finanz- und Telekommunikationswerten bedeuten, da die zu erwartende Deregulierung diesen Branchen zugute käme. Sie könnte sich auch - zumindest anfangs - positiv auf die US-Aktien im Allgemeinen auswirken, da sie zu einem fiskalischen Impuls und damit zu einem höherem Wirtschaftswachstum führen könnte, was möglicherweise Industriewerte stützen würde. Die Auswirkungen auf Technologieunternehmen dürften differenzierter sein, da eine gewisse Unsicherheit über mögliche kartellrechtliche Maßnahmen besteht, aber auch Steuersenkungen die Investitionen ankurbeln könnten, was unter dem Strich positiv sein dürfte.
An den Märkten rechnen wir in den kommenden Wochen mit politisch bedingter kurzfristiger Volatilität. Historische Daten unterstreichen allerdings, dass auf längere Sicht die Bedeutung der wirtschaftlichen Fundamentaldaten größere ist als kurzatmige politische Debatten. Historische Daten von 1936 -2023 zeigen auch, dass in Jahren mit einem vereinten Kongress die durchschnittliche jährliche Performance des S&P 500 mit +12% geringer war als in den geteilten Kongressjahren mit 15-16%.
Bereits heute Morgen ergibt sich ein erstes Bild der Marktreaktionen auf den wahrscheinlichen Sieg der Republikaner: Bislang gaben die asiatischen Aktien, insbesondere der Hang Seng Index, nach, während der S&P 500-Future zulegte und nun nahe seinem Allzeithoch liegt. Da nun deutlich höhere Haushaltsdefizite in den USA wahrscheinlich sind, stiegen zudem die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen um 14 Basispunkte auf 4,41 %.
Investoren sollten zudem bedenken, dass sich die Aussichten auf Zollerhöhungen unter Trump negativ auf Schwellenländer – allen voran China – auswirken dürften, was einer der Gründe ist, warum wir taktisch derzeit keine aktiven Positionen in den Schwellenländern haben. Wenn es außerdem zu Zöllen gegen NATO-Verbündete kommen würde, könnten sich die Zölle auch auf Europa auswirken, und wenn sie in der Folge zu höheren Preisen und damit einer höheren Inflation in den USA führen, könnte die Konsumbereitschaft der Amerikaner negativ beeinflusst werden. Bei festverzinslichen Wertpapieren haben wir US-Treasuries bisher untergewichtet, da wir befürchten, dass ein umfangreicher fiskalischer Stimulus zu einem erheblichen Angebot an Staatsanleihen führen, was im Umkehrschluss zu sinkenden Kursen führt.
Eine leichte Übergewichtung haben wir bei Aktien, die wir außerdem mit einer Präferenz für kurzlaufende Staatsanleihen und Unternehmensanleihen guter Bonität kombinieren, während wir risikoreichere Anleihen untergewichten. In unserer langfristigen, strategischen Vermögensallokation halten wir auch Gold, Rohstoffe und hochwertige Staatsanleihen, da wir der Meinung sind, dass sie eine Reihe von geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken sowie einen möglichen Anstieg der generellen Unsicherheit abfedern können.“
Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck
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„Im Falle eines klaren Sieges der Republikaner ist die Verlängerung der Steuersenkungen von Trump aus dem Jahr 2017 gesichert. Es ist wahrscheinlich, dass die gesetzlichen und effektiven Körperschaftssteuersätze gesenkt werden (erstere auf vielleicht 15 %) und dass umfassende Änderungen der Unternehmensregulierung folgen werden. Weniger sicher ist, ob die Zölle in dem Umfang und Ausmaß erhöht werden, wie es Trumps Wahlkampfrhetorik verspricht. Dieses Ergebnis wird wahrscheinlich von Fall zu Fall durch Verhandlungen zwischen den Handelspartnern und unter erheblicher Beteiligung der US-Wirtschaft bestimmt werden.
Die US-Aktien-Futures-Märkte reagieren positiv auf die Wahrscheinlichkeit einer Präsidentschaft von Trump und eines möglichen klaren Wahlsiegs. US-Aktien-Futures sind um über ein Prozent gestiegen, wobei der breitere Russell-2000-Futures-Index einen höheren Gewinn verzeichnet. Die größten Gewinner werden Sektoren und Branchen sein, die ein unternehmensfreundlicheres regulatorisches Umfeld begrüßen, darunter Energieunternehmen für fossile Brennstoffe, Finanzdienstleister und Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung. Die Befürchtungen über Obergrenzen für die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente werden nachlassen und das Geschäft des Pharmasektors ankurbeln.
Der Anleihenmarkt hingegen verzeichnet einen starken Ausverkauf, wobei die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen sich 4,50 % nähern. Anleiheninvestoren reagieren auf die Wahrscheinlichkeit, dass Steuersenkungen nicht mit einer erheblichen Ausgabenbeschränkung einhergehen werden. Der Anleihenmarkt rechnet auch mit einem stärkeren Wachstum und möglicherweise einer höheren Inflation. Diese Kombination könnte die erwarteten Zinssenkungen der Fed verlangsamen oder sogar stoppen.“
Franklin Templeton Institute
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„Es wird immer wahrscheinlicher: Donald Trump gelingt der wiederholte Einzug ins Weiße Haus. Wer den nationalen Umfragen Glauben schenkte, dürfte durchaus überrascht hierüber sein. Die Kryptoszene indes hat den Sieg von Trump längst kommen sehen.
Die zahlreichen nationalen Umfrageinstitute werden sich wohl bald unangenehmen Fragen stellen müssen – erneut lagen sie daneben. Besonders brisant: Warum werden Trumps Wahlchancen so deutlich unterschätzt? Unmittelbar vor der Wahlnacht 2016 schätzte man seine Chancen auf den Einzug ins Weiße Haus auf nur 41,7 Prozent, basierend auf über tausend nationalen Umfragen. Und doch kam alles anders.
2024 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Obwohl der Tenor der Berichterstattung klar war: Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch kaum ein Institut sah Trump vorn. Anders die Kryptoszene.
Auf der dezentralen Wettplattform Polymarket lag Trump noch am 5. November mit einer Wahlsieg-Quote von 58 Prozent deutlich vor Harris. Elon Musk scheint recht zu behalten, als er sagte, dass diese Quoten aussagekräftiger seien als Umfrageergebnisse – schließlich wird auf Polymarket mit dem Geldbeutel abgestimmt. Apropos Geldbeutel: Die Krypto-Branche hat tiefe Taschen. 44 Prozent aller Unternehmensspenden bei den diesjährigen US-Präsidentschaftswahlen stammen aus der Krypto-Industrie. Der Großteil dieser Summen kam den Republikanern zugute. Es überrascht daher wenig, dass die folgenden drei Cyberdevisen, die besonders stark von Trump zu profitieren scheinen, innerhalb der letzten 24 Stunden deutlich an Wert gewonnen haben:
- Bitcoin: Plus 8,1 Prozent
- Dogecoin: Plus 21,6 Prozent (hier dürfte vor allem der Faktor wichtig sein, dass Elon Musk in Zukunft eine noch größere Rolle unter Trump spielen dürfte)
- MAGA (TRUMP): Plus 18,3 Prozent
Noch werden die Stimmen weiter ausgezählt, und das Ergebnis ist nicht in Stein gemeißelt. Doch die Hoffnung unter den Demokraten schwindet. Neben Trump stünde dann ein weiterer Sieger fest: die Kryptoszene.“
Raphael Lulay, Börsen-Parkett
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„Eine weitere sehr kontroverse Wahl in den USA scheint Donald Trump wieder ins Weiße Haus zu bringen – mit einem Sieg über Kamala Harris, wie die Prognosemärkte schon seit einiger Zeit vermutet hatten. Darüber hinaus haben die Republikaner den Senat mit über 50 Sitzen gewonnen und liegen auch im Rennen um die Kontrolle über das Repräsentantenhaus gut im Rennen – auch wenn dies für die meisten Beobachter derzeit noch sehr knapp ist. Dieses Ergebnis dürfte der US-Wirtschaft weitere Impulse geben, wenngleich der Umfang von der vollständigen Kontrolle der Republikaner über den Kongress abhängen wird.
Die Märkte haben nach einem solch großen Ereignis erwartungsgemäß schnell reagiert. Die Futures-Märkte deuten darauf hin, dass der S&P 500 um über 2 % und der NASDAQ um 1,7 % höher eröffnen werden. Besonders auffällig am US-Markt sind jedoch die Indizes S&P Midcap 400 und Russell 2000: Hier verzeichnen die Futures Gewinne von über 4 % bzw. 5 %. Das ist angesichts der Anzeichen für eine Beibehaltung der bestehenden Steuersenkungen durch die Republikaner und die Absicht für weitere Maßnahmen nicht überraschend. Das bisher vielleicht überraschendste Ergebnis ist die Stärke der Aktienmärkte außerhalb der USA. Die europäischen und japanischen Aktien entwickeln sich gut, und in China dürfte der Abwärtstrend trotz der Drohungen des neuen US-Präsidenten für den Welthandel geringer sein, als viele befürchtet hatten. Der US-Dollar ist insgesamt stark, da die Märkte die möglichen Auswirkungen weiterer Einfuhrzölle berücksichtigen und die Zinssenkungen der Federal Reserve weiter eingepreist wurden. Die Renditen der US-Treasuries sind stark gestiegen, was sowohl auf die anhaltende Entwicklung der Zinserwartungen als auch auf das Inflationspotenzial zurückzuführen ist.
Die Märkte dürften sich nun Gedanken darüber machen, wie die Rhetorik in Politik umgesetzt wird. Jede Äußerung in den kommenden Monaten wird nach Hinweisen durchleuchtet werden. Da beide Parteien weiterhin Haushaltsdefizite ausweisen dürften, ist davon auszugehen, dass die US-Wirtschaft auch in Zukunft von der Wachstumsdynamik der fiskalischen Anreize abhängig sein wird. Wie sich dies auf die Federal Reserve auswirkt, wird sich erst mit der Zeit zeigen, da das FOMC zögern wird zu handeln, bis mehr politische Gewissheit herrscht. Die Märkte werden abwarten müssen, um zu sehen, ob die Federal Reserve bereit und in der Lage ist, gegen eine überhitzte Wirtschaft vorzugehen. Die US-Wirtschaft hat sich gut entwickelt, wie das annualisierte Wachstum von 2,8 % im dritten Quartal und weitere positive Überraschungen bei den Daten zeigen. Angesichts einer möglichen geringeren Zahl von Zinssenkungen, der bereits bestehenden Sorge der Anleihemärkte um den US-Schuldenberg und der steigenden langfristigen Renditen von Treasuries müssen die Anleger jedoch aufpassen, dass „Higher-for-longer“ nicht zu einem Problem für die Wirtschaft wird. Eine weiche Landung scheint weitgehend eingepreist zu sein, doch gibt es in einigen Bereichen der Wirtschaft Risse, die sich vergrößern könnten, sollte es nicht genügend Zinssenkungen geben. Im Moment konzentrieren sich die Märkte jedoch auf die positiven Aspekte, die mit der Gewissheit nach einer Wahl und der Aussicht auf eine wachstumsfördernde Politik einhergehen.“
Oliver Blackbourn, Multi-Asset Portfolio Manager, Janus Henderson Investors.
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