Stellt die Politik die Fundamentaldaten wieder in den Schatten?
16.01.2017
Ugo Lancioni © Neuberger Berman
Im Laufe des Jahres 2016 sahen wir relativ große Spannbreiten bei den Preisen für die wichtigsten Währungen gegenüber dem US-Dollar – im Durchschnitt 14,4 %. Doch trotz der Ausschläge beendeten fast alle Währungen das Jahr nahezu unverändert. Die Ausnahme war das britische Pfund, das nach der Abstimmung Großbritanniens dafür, die Europäische Union zu verlassen, eine deutliche Abwertung erlebt hat. Die Dynamik des Marktes wurde oft angetrieben von großen Verschiebungen vor wichtigen politischen Ereignissen, statt durch allmähliche Anpassungen an grundlegende Veränderungen.
Aus Sicht des Währungsmarktes waren die wichtigsten Ereignisse die Brexit-Abstimmung, Donald Trumps Sieg bei den US-Wahlen und zahlreiche OPEC-Treffen zu der Frage, die Ölförderung einzuschränken oder nicht.
Anfang 2017 werden viele dieser Ereignisse noch nachhallen – angefangen mit Donald Trumps Amtseinführung diese Woche. Seit seinem Wahlsieg sind die Inflationserwartungen, in Vorgriff auf die Wirtschaftspolitik, die er während seiner Wahlkampagne versprochen hat, deutlich gestiegen. Der Markt wird genau hinsehen, in welchem Ausmaß diese Versprechen umgesetzt werden. In einer Pressekonferenz verkündete er, dass er der "größte Job-Schöpfer, den Gott je erschaffen habe“ werden wolle. Doch einige der sogenannten Trump-Trades (US-Dollar Long, Zinsen Short und Aktien Long), hat der Markt bereits zurückgenommen, da Trump kaum Details zu den geplanten Maßnahmen veröffentlicht hat.
In Europa beginnt im März für das Vereinigte Königreich offiziell der Prozess zum Verlassen der EU, genauso wie die niederländischen Wahlen. Die französischen, deutschen und möglicherweise italienischen Wahlen sind dann auf den Rest des Jahres verteilt. Trotz dieser politischen Ablenkungen ist es wichtig, sich weiterhin auf die Fundamentaldaten zu konzentrieren.
Ein guter Start
Das neue Jahr begann positiv: Die US-Aktienmärkte erreichten ein Allzeithoch bei relativ niedriger Risikoaversion, trotz der großen politischen Unsicherheit. In den USA sind die Fundamentaldaten robust, Tendenz steigend. Und mit der US-Notenbank, die ihren Leitzins im Jahr 2017 voraussichtlich zwei- bis dreimal hochsetzen wird, könnte auch der US-Dollar steigen. Obwohl die letzten US-Inlandsdaten sehr stark gewesen sind, glauben wir jedoch, dass dies bereits in den Dollar-Preis eingeflossen ist. Sollten die Daten dieses Maß an Optimismus also nicht rechtfertigen, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der Politik Trumps, wird der Dollar-Kurs leiden.
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