Stellt die Politik die Fundamentaldaten wieder in den Schatten?

16.01.2017

Ugo Lancioni © Neuberger Berman

Der europäische Kontinent, der drei Jahre lang hinter den USA lag, holt langsam auf. Viele Indikatoren zeigen in Richtung stärkeres Wachstum für das Jahr 2017. Im Dezember erweiterte die Europäische Zentralbank ihr Quantitative-Easing-Programm, allerdings auf einem geringeren Niveau. Der Markt geht jedoch nicht davon aus, dass die EZB ihre Maßnahmen weiter zurückfährt, was in einem expansiven Umfeld die Zinsen in Europa hochtreiben und den stärkeren US-Dollar ausgleichen könnte.

Gewinner und Verlierer

Also wo sollten Anleger mit Blick auf Währungen nach Investments suchen? Unserer Analyse zufolge sind skandinavische Währungen, die eng mit der Europäischen Handelsblock verbunden sind, weiter deutlich unterbewertet: zwischen 15 und 20 % im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen. Schwedische Daten, zum Beispiel, waren in letzter Zeit viel stärker und die Kombination von stärkeren Daten und höherer Inflation könnte die schwedische Krone steigen lassen. Wir glauben generell, dass die skandinavischen Länder andere G10-Staaten in diesem Jahr übertreffen werden.

In Bezug auf überbewertete Währungen zeigt unsere Analyse, dass der Schweizer Franken gegenüber anderen wichtigen Währungen deutlich überbewertet ist. Die Schweizer Nationalbank verfolgt eine negative Zinspolitik und ist aktiv an den Währungsmärkten, um eine Aufwertung des Frankens zu mildern. Dennoch, wenn die Zinsen weltweit steigen, wird der Schweizer Franken unter Druck geraten.

Abgesehen davon hat der japanischen Yen im vierten Quartal 2016 dramatisch verloren. Wir glauben, dass der Yen anfällig ist für eine Korrektur, vor allem, wenn die Märkte bei renditestarken Anlagen einige Turbulenzen erleben.

Rohstoffabhängige Währungen, wie der australischen Dollar, der Neuseeland-Dollar und der kanadische Dollar, könnten im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen eher unterdurchschnittlich abschneiden. Im Anschluss an die Popularität des Carry-Trade im zweiten Halbjahr 2016 sind diese Währungen aus Sicht der langfristigen Fundamentalen überbewertet. Sollte die Volatilität steigen, können wir erwarten, dass diese Währungen unter Druck geraten.

Schließlich hat China die Gewichtungen im Korb der Währungen verändert, um den Renminbi zu stabilisieren und das Gewicht des US-Dollars verringern. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf aggressive Interventionen, um Kapitalabflüsse aus dem Land zu begrenzen. Anleger sollten die Situation in China genau beobachten, da die globalen Auswirkungen der Entwicklung Chinas und seiner Währung ganz erheblich sein können.

Abschließend möchte ich sagen, es gibt Spielraum für weitere schrittweise US-Dollar-Aufwertung im Jahr 2017, wenn die Daten stark bleiben. Eine kurzfristige Korrektur ist jedoch zu erwarten, da der Markt die Erfolgswahrscheinlichkeit der Politik der neuen Regierung bewerten will. Die Details müssen erst vorgestellt werden. Europäische Währungen bieten gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aus einer längerfristigen Perspektive, wenn wir in eine expansive Phase eintreten. Politische Unsicherheit wird uns voraussichtlich noch eine Weile begleiten.

Kolumne von Ugo Lacioni, Senior Portfolio Manager und Head of Global Currency Neuberger Berman