Steigender US-Dollar zieht Korrektur des Goldpreises nach sich
23.05.2023
Markus Blaschzok, Chefanalyst SOLIT Gruppe / Foto: © SOLIT
Wie würde der Goldpreis auf einen Zahlungsausfall der US-Regierung reagieren?
Der Goldpreis tendiert dazu in ökonomischen oder politischen Krisenzeiten anzusteigen. Immer dann, wenn die Volatilität ansteigt und Aktienmärkte aufgrund exogener Faktoren einbrechen, wird der stabile sichere Hafen des Goldes gesucht. Zusätzlich stürzen sich Investoren auf den Goldpreis, weil diese auf eine geldpolitische Intervention der Notenbanken und Regierungen als Reaktion auf die Krise spekulieren, da die heimische Währung dadurch mittel- bis langfristig abwerten würde.
US-Staatsanleihen konkurrieren direkt mit Gold, denn hinter ihnen steht die größte Volkswirtschaft und das mächtigste Militär der Welt. Sie gelten als eine sichere Wette, denn die USA würde ihren finanziellen Verpflichtungen immer nachkommen können.
Sollte dieser aktuelle Status amerikanischer Staatsanleihen jedoch angezweifelt werden, wenn es zu einem temporären Zahlungsausfall kommt, da sich Republikaner und Demokraten nicht einigen können, dann würde der Goldmarkt womöglich neue Investmentnachfrage erfahren und davon profitieren.
Kurz- bis mittelfristiger Ausblick
Solange eine Rezession nicht offen zutage tritt und dadurch neue geldpolitische Eingriffe der US-Notenbank durch Zinssenkungen und QE-Programme eingepreist werden, dürfte der Goldpreis bestenfalls trendlos seitwärts handeln um die Marke von 2.000 Dollar. Da jedoch viele Faktoren, die den Goldpreis zuvor haben ansteigen lassen, nun wegfallen, die Geldmenge gleichzeitig schrumpft und die Aktienmärkte womöglich vor einer Erholung stehen, muss man eine Korrektur des starken Preisanstiegs in den letzten 6 Monaten einkalkulieren.
Ein Rücksetzer auf 1.800 US-Dollar würde neue Kaufchancen bieten, denn es ist absehbar, dass die Notenbanken in der nächsten Rezession die Rekapitalisierung des Bankensystems durch das Drucken von Geld fortsetzen werden. Spätestens im nächsten Jahr dürfte es soweit sein und dann der Goldpreis seine Allzeithochs weiter hinter sich lassen. Doch kurzfristig sollte man sich der starken Euphorie am Goldmarkt bewusst sein und einen Preisrücksetzer in den nächsten Monaten einkalkulieren.
Aufwärtstrend nach Ausbildung eines Dreifach-Tops gebrochen
CoT-Daten für Gold vom 19. Mai: Der Goldpreis fiel zur Vorwoche um 48 US-Dollar, wobei die Spekulanten gerade einmal mit 11 Tsd. Kontrakten netto Short gingen. Das ist sehr wenig und zeigt extreme Schwäche am Markt. Scheinbar wurden physische Bestände verkauft oder die physische Nachfrage hat plötzlich nachgelassen. Dieser Wochenreport zeigt extreme Schwäche und ist daher als bärisch einzustufen. Der CoT-Index zum Open Interest stieg von 34 auf 39 Punkte an, doch gibt es noch genügend Potenzial für einen Long-Drop am Terminmarkt. Die mutmaßliche Manipulation durch die BIG4 blieb unverändert hoch mit 48 Tagen der Weltproduktion, was bärisch ist. Wann immer in der Vergangenheit die Shortposition der BIG4 an der COMEX so hoch war, folgte mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Korrektur des Goldpreises. Insgesamt sahen wir einen schlechten Wochenreport, der unsere Trendrichtung und unsere Prognose einer weiteren Preiskorrektur in den nächsten Monaten bestätigt.
Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst SOLIT Gruppe.