Stehen stürmische Zeiten bevor?
21.08.2017
Sascha Rehbein, Portfoliomanager Weberbank / Foto: © Weberbank
Kommen wir zu den unerfreulichen Einflussfaktoren für die Kapitalmärkte, die weiterhin maßgeblich aus Washington stammen. Es scheint so, als wären die politischen Gewitterwolken von Europa in die USA gezogen und verursachen dort einen Donnerschlag nach dem anderen. So führte der verbale Schlagabtausch zwischen Washington und Pjöngjang zu einem sprunghaften Anstieg der Furcht vor einem nuklearen Konflikt. Leider hat Präsident Trump, anders als seine Vorgänger, die Provokationen aus Nordkorea diplomatisch nicht entschärfen können, sondern im Gegenteil mehrfach für eine Zuspitzung dieser heiklen Situation gesorgt. Seine Unerfahrenheit in der internationalen Diplomatie kommt immer deutlicher zu Tage. Aber auch innenpolitisch läuft es alles andere als rund. Die versprochenen stimulierenden Maßnahmen, ob Steuersenkung oder Infrastrukturausgaben, sind in weite Ferne gerückt. In Kürze sollte weiterer Gegenwind auf Präsident Trump und seine Republikanische Partei eintreffen. Bis Ende September muss ein neues Haushaltsbudget verabschiedet und das Schuldenlimit erhöht werden. Viel Zeit dafür bleibt nicht, denn der amerikanische Kongress befindet sich bis Anfang September im Sommerurlaub. Als würde all das noch nicht ausreichen, lauert im Hintergrund noch immer Sonderermittler Mueller, der Trump wegen der Russland-Affäre massiv unter Druck setzen könnte.
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Wie bereits angedeutet, haben die globalen Aktienmärkte negativ auf die Nordkorea-Rhetorik von Donald Trump reagiert. In Europa beschleunigte sich somit die bereits seit Wochen leicht negative Kurstendenz. Die US-Aktienindizes wurden hingegen nur von einer leichten Brise erwischt und liegen aktuell nur knapp unter ihren Allzeithochs. Wie lässt sich diese Divergenz erklären? Einen Beitrag hierzu hat sicherlich der deutsche Automobilsektor geleistet, welcher bekanntlich aktuell von vielen Seiten unter Druck steht. Desweiteren ist die Antwort aber auch am Devisenmarkt zu finden. So hat sich die Abwertung des US-Dollars in den letzten zwei Monaten nochmals beschleunigt und korreliert mit dem Zeitpunkt der Outperformance des US-Aktienmarktes gegenüber seinen europäischen Pendants. Dies wird durch diverse Aussagen von Unternehmenslenkern im Zuge der aktuellen Bilanzsaison unterstützt. So erfreuen sich USExporteure über die deutliche Dollar-Abwertung, da ihre Margen hiervon positiv beeinflusst wurden. Im Gegensatz dazu mussten einzelne europäische Manager ihren Ausblick deswegen reduzieren. Abseits der Währungseffekte interpretieren wir die Bilanzsaison auf beiden Seiten des Atlantiks sehr positiv. Das letzte Quartal war von Umsatz- und Gewinnsteigerungen über fast alle Sektoren hinweg geprägt. Ausgenommen der schwelenden Risiken im Hintergrund, die insbesondere aus Washington kommen, bleiben wir konstruktiv für die Aktienmärkte aufgestellt. Die fundamentale Lage der Unternehmen ist robust, die Weltwirtschaft wächst und somit bleiben die Gewinnerwartungen hoch.
Auch am Rentenmarkt haben die beschriebenen Einflussfaktoren in den letzten Wochen für Bewegung gesorgt. Doch die maßgeblichen Treiber bleiben weiterhin die Notenbanken. Das verwundert auch nicht, da die massiven Anleihekäufe die Volatilität am Markt beschränkt. Auf Grund dieser Käufe halten die großen westlichen Notenbanken mittlerweile ca. 15 Billion Euro an Wertpapieren und haben ihre Bilanzen seit der Finanzkrise vervierfacht. Dieser Trend könnte sich nun langsam dem Ende nähern. Auf Grund der brummenden US-Volkswirtschaft erwarten wir, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr den Start der Bilanzreduzierung verkünden wird. Und selbst bei uns in Europa tut sich etwas! So könnte EZB-Präsident Draghi bereits im August auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole oder auf der darauffolgenden EZB-Sitzung im September reduzierte Anleihekäufe für das kommende Jahr verkünden. Der europäische Rentenmarkt hat sich bereits mehrfach nervös diesbezüglich gezeigt. Es sollte somit in den kommenden Monaten mit einer erhöhten Volatilität am Rentenmarkt gerechnet werden.
Schlussendlich kann man festhalten: Fundamental herrscht Sonnenschein, sowohl für die Unternehmen als auch für die Weltwirtschaft, wenn man allerdings die ersten sieben Monate der Trump Präsidentschaft in die Zukunft fortschreibt, könnte uns ein stürmischer Herbst erwarten.
Kolumne von Sascha Rehbein, Portfoliomanager Weberbank