Solides Fundament erforderlich

04.03.2019

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Alle Kunden profitieren von ausreichendem Polster

Von der finanziellen Stärke profitieren zum einen Kunden, die vom Leistungsfall bisher verschont geblieben sind. „Je größer die Finanzkraft des Anbieters, desto geringer ist für den Kunden das Risiko, dass die Beiträge angepasst werden. Eine solide Kalkulation gepaart mit Finanzstärke vermeiden damit Beitragsanpassungen“, erklärt Michael Bastian. „Stabile Kapitalerträge tragen zu stabilen Überschüssen in einer BU bei. Finanzstarke Unternehmen werden tendenziell eher die Überschussbeteiligung stabil halten können“, ergänzt Pascal Schiffels, der auch erwähnt, dass dieses Kriterium bei der Querverrechnung eine entscheidende Rolle spielt. „Finanzstarke Unternehmen kommen nicht so leicht in die Verlegenheit, mit biometrischen Überschüssen fehlende Kapitalerträge ausgleichen zu müssen.“

Was ist eigentlich „Finanzstärke“?

Auch Kunden, die berufsunfähig geworden sind, profitieren davon, dass der Versicherer finanziell gut aufgestellt ist. So wird laut Lisa Deurer somit sichergestellt, dass im Leistungsfall die BU-Rente gezahlt werden kann. Außerdem ist es wichtig, dass die BU-Renten an die allgemeine Preisentwicklung angepasst werden. Ein Versicherer mit ausreichender, finanzieller Substanz ist hierbei klar im Vorteil. „Während des Bezugs einer BU-Rente werden Überschüsse aus Kapitalerträgen zur Steigerung der BU-Rente verwendet. Bei finanzstarken Anbietern wird also mit einer höheren Rentensteigerung zu rechnen sein“, erklärt Pascal Schiffels. „Die Bedeutung der Finanzstärke zeigt sich auch bei den laufenden BU-Renten, die aktuell bei uns um 2,25 % pro Jahr erhöht werden. Im Markt liegt dieser Wert deutlich niedriger. Für 2019 konnten wir den Steigerungssatz sogar um 0,2 Prozentpunkte anheben“, nennt Michael Bastian konkrete Zahlen.

Obwohl Stephan Kaiser der Überzeugung ist, dass die finanzielle Kraft des Versicherers ein entscheidendes Kriterium ist, bei welchem Versicherer Arbeitnehmer ihre Arbeitskraft absichern, sieht er das Problem, dass dieses nur schwer messbar sei. „Die Frage, die sich Vermittler wie Kunden zu Recht stellen, ist, wie man zuverlässig herausfinden kann, welche Versicherer denn wirklich finanzkräftig genug sind. Ob man sich da auf die Aufsichtsbehörde und die üblichen Ratingagenturen verlassen kann, wage ich, den Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre geschuldet, doch etwas zu bezweifeln.“ Auch Philip Wenzel äußert Zweifel an der Zuverlässigkeit von Ratings. „Ich persönlich kann nicht erkennen, wer da wie schummelt. Auch die Lehman-Bank war top bewertet, bevor sie pleiteging.“ Nach Meinung des Prokuristen von freche Versicherungsmakler wird die Betonung der Finanzkraft vor allem von den Versicherungen betrieben, um in Ratings besser dazustehen. „In meinen Augen drängen die großen Player am Markt auf die Wichtigkeit der Finanzstärke, denn wenn ein Rating die Finanzstärke mit – sagen wir 15 % – gewichtet, dann haben die Top Fünf bei jedem Produkt schon mal einen Vorsprung.“ Bei der Vermittlung von BU-Versicherungen ist die finanzielle Lage deshalb nur ein nachgeordnetes Kriterium. „Für mich ist wichtiger, ob der Versicherer eine solide Gesundheitsprüfung durchführt, also nicht über Aktionen einfach jeden nimmt, ob die Überschussverrechnung nicht zu hoch ist und ob der Versicherer in allen Berufsgruppen gleichermaßen preisaggressiv ist. Sind alle drei Kriterien erfüllt, dann vermittle ich das Produkt nicht. Auch wenn der Versicherer scheinbar oder anscheinend finanzstark ist.“ (ahu)