Schafer Cullen Capital Management schaut wieder nach Europa

05.03.2019

Albert G. Murray, Europachef Schafer Cullen Capital Management / Foto: © Schafer Cullen Capital Management

finanzwelt: Wie kam es zu dem Entschluss, jetzt wieder nach Europa und speziell nach Deutschland zu gehen?

Murray: Jetzt ist der Moment für ‚time for value‘ gekommen. Im Juni letzten Jahres begann der Markt sich von ‚Wachstum‘ zu ‚Wert‘ zu drehen. Es ist jetzt an der Zeit und eine ausgezeichnete Gelegenheit, unsere Strategien zur Erlangung von hohen Ausschüttungen den deutschen Investoren vor-zustellen. Während eine Wendung zu ‚Wert‘ heranreift, konsolidieren sich die Märkte, das Spekulieren nimmt ab und die Gewinnerwartungen werden geringer. Demgegenüber ist vorauszusehen, dass Dividenden einen viel größeren Teil des Gesamtgewinns eines Aktienportfolios ausmachen. Abgesehen von der Wendung vom ‚Wachstum‘ zum ‚Wert‘ dürfte ein aktives Portfoliomanagement und eine auf fundamentaler Forschung basierende Aktienauswahl sich günstig erweisen, im Gegensatz zu der neuerlichen Vorliebe für ETF und passive Strategien. ‚Wert‘ mag für längere Zeit in der Gunst der Investoren bleiben. Es gab eine der heutigen Zeit ähnliche Periode, in der ‚Wert‘ während des Internet- und Technologiebooms überhaupt nicht geschätzt war und die zu Anfang der Jahre 2000 zu Ende ging. Als ‚Wert‘ wieder aufkam, dauerte die  außerordentliche Leistung während des nächsten Jahrzehnts weiter an. Es ist durchaus möglich, dass wir dasselbe Szenario wieder erleben.

finanzwelt: Was wollen Sie hier in Deutschland anders bzw. besser als Ihre Mitbewerber machen?

Murray: Mit einem Wort: Disziplin. Während fast vierzig Jahren verwalteten wir Aktienportfolios mit sehr geringen jährlichen Umsätzen. Nichts anderes. Wir konzentrieren uns auf Gesellschaften mit weltweiter Verbreitung und mit hohen und zunehmenden Ausschüttungen. Dieses führt dazu, dass unser Risikomanagement sehr zu unseren Gunsten funktioniert. Wir befinden uns immer im oberen Viertel der ‚large cap managers‘ der USA.

finanzwelt: Welche Ziele werden Sie in 2019 in den USA und in Europa verfolgen?

Murray: Da ‚Wert‘ wieder als bevorzugte Strategie zum Vorschein kommt, ist der Zeitpunkt optimal, unsere Kundenbasis auf internationaler Ebene sowie in den USA auszuweiten und zu vergrößern. In den USA haben wir große Kunden, z. B. JPMorgan, ML, UBS, MorganStanley, Wells Fargo usw. Erst neulich erhielten wir ein Mandat von SEI Advisors, ein Aktienportfolio von einer Milliarde US-Dollar zu verwalten. Ebenso wurden wir als einziger Aktienmanager für den von Morningstar neulich lancierten ‚global income fund‘ ausgewählt. In der Schweiz führten neulich unsere Wert-Strategien die Liste der Angebote der zwei größten Banken an. Wir verfolgen ebenso eine globale Ausweitung unseres Fonds für nicht aus der Bankenwelt kommende Investoren, wie z. B. Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften.

finanzwelt: Hat Präsident Trump die Finanzmärkte verändert? Gibt es einen Unterschied vor und nach Trump?

Murray: Trumps Politik der Deregulierung von Vorschriften und Steuern für Unternehmen hat sich – bis jetzt – günstig auf den Markt ausgewirkt. Vor der Zeit Trumps erlebten der Markt und die Wirtschaft eine außergewöhnlich lange Periode der Expansion. Die Phase der ‚early expansion‘ zeigt normalerweise höhere P/E‘s in der Erwartung von höheren Unternehmensgewinnen. Die Phase der ‚late expansion‘ setzt ein, wenn die erwarteten Unternehmensgewinne Wirklichkeit werden. Trumps Politik hat diese Phase verlängert und so übertrieben, dass die Wirtschaft in eine Phase von ‚early contraction‘ geraten könnte, in der wir höhere Zinsen und ein Verlangsamen der Wirtschaft in 2019 erleben werden. (fjl)