Richtige Auswahl der Schwellenländeraktien

07.06.2017

Glen Finegan / Foto: © Janus Henderson Investors

Gerade Schwellenländer zeichnen sich mitunter durch mangelnde Rechtsstaatlichkeit aus. Der häufig unzureichende Schutz ausländischer Minderheitsaktionäre, wie wir es sind, bedeutet, dass wir bei einem Rechtsstreit beispielsweise vor einem russischen oder chinesischen Gericht möglicherweise weniger Aussicht darauf haben, berechtigte Ansprüche durchzusetzen als in vielen Industrieländern. Deswegen ist die Qualitätsanalyse im Vorfeld der wichtigste Teil der Bewertung eines Unternehmens, in das wir investieren wollen.

Bewertung der Nachhaltigkeit

Ein wichtiges Kriterium bei der Bestimmung der Qualität eines Unternehmens ist aus unserer Sicht die Nachhaltigkeit seines Geschäftsmodells. Nach unserem Verständnis erhalten Unternehmen von ihren Interessenvertretern, also den Gemeinden, Beschäftigten, Kunden, Aktionären und dem Staat implizit oder explizit die „Erlaubnis“ zur Durchführung ihrer Geschäftstätigkeit. Für das nachhaltige Bestehen eines Unternehmens ist es daher unabdingbar, dass die Interessen aller Beteiligten und auch Umweltfaktoren berücksichtigt werden.

Nach Warnsignalen Ausschau halten

Ein Unternehmen, das verseuchtes Abwasser in einen Fluss einleitet, seine Mitarbeiter schlecht behandelt oder fragwürdige Führungsstrukturen hat, sendet das Signal aus, dass es möglicherweise nicht hinreichend auf sein dauerhaftes Bestehen bedacht ist. Dies sollte sich auch in seiner Bewertung spiegeln, was aber oft nicht der Fall ist. Unternehmen, die die Beziehungen zu ihren Interessenvertretern für eine bessere Rendite aufs Spiel setzen, dürfen sich nicht wundern, wenn Kunden oder der Staat darauf reagieren und das Geschäft dann erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird. Aber auch wenn dieser Schaden nicht eintritt: Ein Unternehmen, das ohne zu zögern eine seiner Anspruchsgruppen für seine Ziele missbraucht, wird irgendwann auch einen Weg finden, uns als Aktionäre zu übervorteilen. Denn offenbar sind kurzsichtige Vorteile für sich selbst seine oberste Maxime.

Wonach wir suchen

Diese ganzheitliche Herangehensweise an die Stellung eines Unternehmens in seinem sozialen, wirtschaftlichen und räumlichen Umfeld hat eine andere Art der Kommunikation mit dem Management zur Folge. Wenn die Firmenentscheider verstehen, dass unsere Interessen über das bloße Handeln mit Wertpapieren hinausgehen, können Beziehungen zu beiderseitigem Vorteil entstehen. Dabei nutzen wir auch unkonventionelle Informationsquellen wie Nichtregierungsorganisationen (NGOs), deren Unbeliebtheit häufig der beste Ausweis ihrer Glaubwürdigkeit ist. Daneben informieren wir uns auch bei RepRisk, das die Medien nach negativen Nachrichten über Firmen durchforstet.

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