Richtige Auswahl der Schwellenländeraktien

07.06.2017

Glen Finegan / Foto: © Janus Henderson Investors

Nach unserer Überzeugung reicht es aber nicht aus, einfach eine Liste mit Nachhaltigkeitskriterien abzuhaken: Denn neben dem „Was“ ist auch das „Warum“ von großer Bedeutung. Viele Firmen werden entweder von einer Person oder einer Gruppe, wie z.B. dem Staat oder einer Familie kontrolliert. Das macht sie nicht per se zu schlechten Unternehmen. Wenn zum Beispiel die Interessen einer Familie mit denen der Aktionäre übereinstimmen, ihr der gute Ruf des Unternehmens am Herzen liegt und sie sich dauerhaft darum kümmert, dessen Interessen zu wahren, kann daraus ein sehr stabiles Geschäft werden. Dann entsteht zwischen dem Management und den Kapitalgebern ein Vertrauensverhältnis, auf dessen Grundlage die Firmenentscheider mutige Entscheidungen treffen können, wenn andere ängstlich zögern.

Darüber hinaus glauben wir nicht, dass es so etwas wie ein perfektes Unternehmen gibt. Wir schauen daher eher auf die Entwicklung und die Richtung, in die die Reise geht, als nur darauf, wo das Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt steht. Wenn wir das zugrunde liegende Geschäftsmodell gut finden, aber glauben, dass Änderungen für einen höheren Shareholder Value sorgen könnten, suchen wir das Gespräch mit der Firmenleitung, um Veränderungen anzustoßen. Dabei vergessen wir jedoch nicht, dass wir nur Minderheitsaktionäre sind und streben gute Beziehungen zur Firmenleitung basierend auf gegenseitigem Respekt und einem langfristigen Anlagehorizont an. Nach unserer Erfahrung hilft das auch, unsere Überzeugung in die allgemeine Anlagethese zu festigen, da wir so unterschiedliche Seiten des Entscheiderteams zutage fördern können.

ESG-Kriterien in unserem Anlageansatz

ESG-Aspekte finden praktisch in allen Analysen und Meetings, die wir durchführen, ihren Niederschlag

  1. Unternehmensberichte: Ein wichtiger Aspekt unserer Research-Berichte ist die Nachhaltigkeit der untersuchten Unternehmen. In der Praxis bedeutet dies: Wir analysieren genau, wie ein Unternehmen mit seinen verschiedenen Interessenvertretern umgeht. Zudem informieren wir uns bei RepRisk und anderen Quellen, einschließlich Wettbewerbern, Zulieferern etc. In diesen Berichten führen wir für gewöhnlich diverse Themen auf, über die wir mit den Unternehmen in einen Dialog treten sollten.
  2. Meetings mit Unternehmensentscheidern: Für jedes Meeting erstellen wir im Vorfeld eine Liste mit zentralen Fragen etwa zur ESG-Performance und bestimmten Vorfällen, von denen wir über RepRisk oder aus anderen Quellen erfahren haben. Daneben versuchen wir zu verstehen, wer tatsächlich für ESG-relevante Entscheidungen verantwortlich und wie die Einstellung des Unternehmens in puncto Nachhaltigkeit im weitesten Sinne ist. Üblicherweise haken wir auch bei Themen aus früheren Research-Berichten nach.
  3.  Ausübung von Stimmrechten: Wir stimmen als Team für alle gehaltenen Anteile ab. Wenn bei einem zur Abstimmung stehenden Thema Fragen aufkommen, versuchen wir diese im Gespräch mit dem Management zu klären und nicht einfach dagegen zu stimmen, wenn wir der Meinung sind, dass eine Beschlussvorlage nicht im Interesse der Minderheitsaktionäre und damit unserer Kunden ist.

Über unser Research und unsere Meetings mit Firmenentscheidern haben wir in den letzten 12 Monaten viel bewirkt. Zum Beispiel konnten wir beim südafrikanischen Konsumgüterunternehmen Tiger Brands eine wichtige Änderung des langfristigen Anreizprogramms für den Vorstand bewirken, mit der letztlich beim Wechsel des CEO langfristig mehr Shareholder Value geschaffen wird.

Grundlage unseres Anlageansatzes ist ein tiefes Verständnis der Risiken aus allen möglichen Blickwinkeln. Über ESG-Kriterien stellen wir sicher, dass sie eine wichtige Rolle bei unserer Suche nach langfristigen Anlagechancen in Schwellenmärkten spielen.

Kommentar von Glen Finegan, Leiter des Emerging Markets Equities Teams von Janus Henderson Investors