Revolution im Vertrieb

22.07.2021

Hans-Werner Thieltges

finanzwelt: Kompliment, das ist wirklich ein völlig neuer Ansatz und zudem für den Versicherer hochprofitabel. Aber dann kommt das Thema Bestandspflege… Thieltges: Ich bin viel zu tief in der Versicherungsbranche verwurzelt, um nicht zu wissen, dass dies ein vielschichtiges und auch schwieriges Thema ist. Mitunter wird ja sogar die Ansicht geäußert, die Versicherer würden die Bestandspflege nicht vorantreiben, weil ihre Vermittler sonst zu viel Macht über die Kundenbeziehungen erhielten. Wie auch immer – wir haben auch hierfür eine höchst lukrative Lösung. Da unser Unternehmen voll digital aufgestellt sein wird, und wir ja auch im Besitz der Big Data bleiben, werden wir selbst die Bestandspflege übernehmen. Und zwar digital. Unser Versicherungspartner kann dann selbst entscheiden, ob er seine Vermittler zwischenschalten will oder nicht. Es gibt für uns einfach keine logistischen Grenzen, möglich ist nahezu alles.

finanzwelt: Das erfordert eine exzellente IT. Thieltges: Die wir haben. Partner und Gesellschafter in unserem Unterhemen – oder wenn Sie so wollen ‚Projekt‘ – ist ein renommierter deutscher Software-Hersteller. Er führt das Projekt derzeit auch als Marke unter seinem Namen. Das hat rechtliche Gründe, denn das Projekt wird erst dann als eigenständige Kapitalgesellschaft gegründet werden, wenn alle Gesellschafter beisammen sind. Andererseits müssen wir aber schon jetzt in der Lage sein, Verträge schließen zu können. Extrem wichtig und fast schon – um martialisch zu werden – kriegsentscheidend ist das, was wir mit der Software darstellen können. Ich nenne hier als Beispiele nur die Stichworte Qualitätsmanagement, CRM, Social Media Marketing und letztlich Bestandspflege.

finanzwelt: Und wer ist dieser Partner? Thieltges: Auch hier bitte ich um Nachsicht, wenn ich zum derzeitigen Stand in der Öffentlichkeit keinen Namen nenne. Eines kann und darf ich aber sagen: Unseren Proof of Concept haben wir mit einem Wert von 100 Prozent bestanden.

finanzwelt: Können Sie uns denn etwas zur Finanzierung Ihres Projekts verraten?Thieltges: Das schon eher. Wie jedes größere neue Unternehmen benötigen wir eine Anschubfinanzierung. Diese liegt laut Businessplan im sehr niedrigen, einstelligen Millionen-Euro-Bereich und sollte über ein Gesellschafter-Darlehen erfolgen. Dafür treten wir einen prozentualen Anteil am Unternehmen und damit auch an den Gewinnen ab. Infrage kommt hierfür in erster Linie logischerweise der Versicherungspartner selbst. Dieses Darlehen wird bereits nach zwölf Monaten Geschäftstätigkeit abgelöst werden können. Infrage käme aber auch Privat-Equity-Kapital; der Versicherer wäre dann lediglich über eine Art Affiliate-Programm angebunden.

finanzwelt: Sie sprachen von Gewinnen. Woher kommen diese? Thieltges: Vom Versicherer werden wir für jede neue Kundenbeziehung eine Tippgebergebühr erhalten, die Bestandspflege gibt es kostenlos obendrauf. Das bedeutet für einen Versicherer, der gleichzeitig Mitgesellschafter wird, dass er unter Berücksichtigung der laufenden Unternehmensgewinne und der kostenlosen Bestandspflege unter dem Strich für jede neue Kundenbeziehung 0,00 Euro zahlt. Wir sprechen also von einer absoluten Win-Win-Situation.

finanzwelt: Bekanntermaßen wechseln aber viele Kunden mit den Jahren zwischen einzelnen Versicherern. Wie gehen Sie damit um? Thieltges: Wir steuern mit Beitragsrabatten gegen, die einen Wechsel schlichtweg unvernünftig machen. So bieten wir unseren Mitgliedern und letztlich auch dem Versicherungspartner eine weitere Win-Situation.

finanzwelt: Ein derart kompaktes und durchdachtes Konzept ist dann nur für Deutschland geplant? Thieltges: Nein, natürlich nicht. Wir sind schon sehr weit im Hinblick auf Italien. Und angedacht sind beispielsweise Griechenland und die Türkei. Für Deutschland und Italien gibt es bereits die kompletten Teams bis hin zur Geschäftsführung. Unseren Geschäftsführer Deutschland konnten wir übrigens bei einem weltweit im Versicherungsbereich tätigen Beratungsunternehmen gewinnen. Das spricht schon Bände. Ich selbst bin nur der kreative Kopf und werde das auch bleiben, operativ werde ich nach der Unternehmensgründung nicht tätig sein. Wir werden in diesen Tagen die Verhandlungsphase mit möglichen Versicherungspartnern starten.

finanzwelt: Wie können sich denn interessierte Versicherungsunternehmen direkt mit Ihnen in Verbindung setzen? Thieltges: Vertraulich über folgende E-Mail-Adresse: hwthieltges@freenet.de (fw)