Reine Kalkulation
27.12.2019
Foto: © studioDG - stock.adobe.com
Nicht nur der Wert ist entscheidend
Wie komplex diese Frage ist, verdeutlicht Anette Schwarz, Expertin der Gothaer: „Es ist nicht allein der Wert eines Kunstwerks, der darüber entscheidet, ob wir als Versicherer das Risiko tragen wollen. Es sind die allgemeinen Risikoparameter, die letztendlich den Ausschlag geben.“ In Zeiten, in denen Auktionshäuser ein Rekordergebnis nach dem nächsten bejubelten, sei man mit hohen zweistelligen bis in Einzelfällen dreistelligen Millionenwerten konfrontiert. Ganz zu schweigen von den Blockbuster-Ausstellungen, bei denen schon mal die Milliardengrenze überschritten werde. So seien es die hohen Einzelwerte, die dazu führten, dass eine Alleinzeichnung vom Versicherer nicht gewollt werde. Für großvolumige Ausstellungen würden entsprechend Versicherer-Konsortien gebildet, an denen sich die Gothaer auch beteilige. Sie ergänzt: „Ebenfalls steht für uns im Fokus das Transportmaximum. Wir sehen hier die Entwicklung eher kritisch, und es gilt abzuwarten, ab wann die Rückversicherer hier die Reißleine ziehen.“ Die Versicherung von Zollfreilagern mit einer hohen Wertekonzentration werde eher konservativ gezeichnet. Hier könne es dann schon mal zu einer Ablehnung kommen, wenn das Kumulrisiko als zu hoch bewertet werde.
Im Fall des verschwundenen Caravaggio ist das alles gegenstandslos. Dessen Verbleib – so der ehemalige Scotland-Yard-Ermittler Charles Hill, der 1994 Edvard Munchs gestohlenes Bild „Der Schrei“ aufspürte – könne wohl erst geklärt werden, wenn mit Matteo Messina Denaro der letzte der großen flüchtigen Mafia-Bosse gefasst worden sei. (hdm)