Raus aus der EU – sorry, Krise?!

17.08.2021

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Großbritannien hat zweifelsohne schwere Zeiten hinter sich. Vor etwas mehr als fünf Jahren kam es zur Kampfabstimmung über den Verbleib in der Europäischen Union. Eine knappe Mehrheit votierte für den Ausstieg. In der Folge stand die britische Wirtschaft immens unter Druck. Speziell der Finanzsektor und die City of London waren ein Garant für die Briten. Jüngst gab es wieder vereinzelt positive Anzeichen. Nachholbedarf besteht gegenüber britischen Aktien. Und vielleicht lassen diese für eine positive Überraschung im Depot sorgen. Ähnlich wie die Fußballspieler bei der diesjährigen Europameisterschaft.

Die Insel hat so einiges in der letzten Zeit wegstecken müssen. In einem für den Außenstehenden ewigwährenden Gezänk zwischen EU und Großbritannien ist das ausgehandelte Handels- und Kooperationsabkommen letztlich zum 01.05.2021 in Kraft getreten. Eine weitreichende Entscheidung, die wohl, sehr emotional getrieben, den Briten mehr Nachteile einbringen wird als den Europäern. Aber „der Sturkopf“ hat auf der Insel Tradition. So liegt es auf der Hand, dass die Nachwehen des nun beschlossenen EU-Austritts für die Wirtschaftsbeziehungen weiterhin sehr spürbar sind. Laut ersten amtlichen Zahlen der britischen Statistikbehörde sind die britischen Exporte in die EU im Zeitraum von Dezember bis Januar um circa 40 %, die Importe um mehr als ein Viertel eingebrochen. Ein Fehlbetrag von mehreren Mrd. Pfund.

Brexit und COVID – zu viel für die Wirtschaft

Richard Colwell, Leiter britische Aktien bei Columbia Threadneedle, stellt in einer Analyse fest: „Investieren im Vereinigten Königreich kam einem im Jahr 2020 manchmal ein bisschen wie das Fußballerlebnis im vergangenen Jahr vor: Ohne Zuschauer war es wirklich ein einsames Spiel! Im März letzten Jahres gab die Pandemie der Lebensfreude, die die sich hinziehenden Brexit-Verhandlungen und die daraus resultierende Unsicherheit ohnehin bereits gedämpft hatten, den Rest. Die Anleger nahmen Reißaus und preisten wenig Hoffnung in die Aktienkurse ein. Nach dem Motto ‚Jetzt handeln, später fragen‘, dachten sie gar nicht daran, dass diese Unternehmen überleben könnten. So brachen britische Aktien um rund 20 % ein.“ Kasper Elmgreen, Leiter des Bereichs Aktien bei Amundi, fasst es folgendermaßen zusammen: „Die britische Wirtschaft erlitt eine stärkere wirtschaftliche Kontraktion als die meisten anderen, da sie infolge von COVID relativ starke Lockdown-Re-striktionen hatte und die Wirtschaft stark auf Dienstleistungen und nicht auf die Produktion ausgerichtet ist. Dazu kommen noch die Störungen durch den Brexit.“ Tatsächlich peitschte der britischen Wirtschaft der Wind arg entgegen. Der Brexit ist die eine Sache; das verhaltene, teilweise unlogische und verharmlosende Handeln der Regierenden im Zuge der Pandemie ein anderer Aspekt. Spät reagierte Premier Johnson, verhing einen dritten Lockdown und initiierte die Impfkampagne noch vor der Jahreswende 2021. Mit Erfolg. Von einem Abstiegsrang gelang es Großbritannien, das Infektionsgeschehen (vorübergehend) stärker unter Kontrolle zu bekommen als auf dem alten Kontinent.

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