Permanent mit einem Bein im Gefängnis?
27.12.2019
Foto: © alexlmx - stock.adobe.com
Fazit Managerversicherungen gelten als Königsklasse in der Versicherungsbranche. Die Anforderungen an die Unternehmen, deren Management sowie deren Versicherer sind hoch. Neben erforderlichem Spezialwissen über D&O & Co. sind tiefe Kenntnisse über Unternehmenskunden und deren Branche hilfreich. Versicherungen bieten wenige Risikoträger an, die verstärkt auf die Geschäftsqualität und das Fachwissen seitens des Vermittlers achten. Laut GDV steigen zudem die Schadenquoten. Dies wird künftige Vertragskonditionen zunehmend verändern. Beiträge, Selbstbehalte und Klauseln gelangen auf den Prüfstand. Im Schadenfall schreiten Vermittler, die sowohl das Unternehmen als auch dessen Manager beraten, auf einem schmalen Grat. Alleine der Verdacht auf verursachte Vermögensverluste kann Manager und Unternehmer zu unerbittlichen Gegnern machen, was eine Neutralitätswahrung des Vermittlers erschwert. Das erforderliche Fingerspitzengefühl und notwendige Fachwissen wird mit hohem Beitrags- und Vergütungsaufkommen sowie qualifizierten Weiterempfehlungen in Folge von Managerwechseln honoriert.
Interview
finanzwelt: Was sind die wichtigsten Leistungsbausteine bei einer D&O- Police? Mario Hartmann, Underwriting Manager Professional Indemnity und D&O Hiscox Deutschland: Die Versicherung sollte einen Schutz bei Inanspruchnahmen nach § 64 GmbHG beinhalten sowie eine automatische unbegrenzte Nachmeldefrist für die Zeit nach Beendigung des Versicherungsvertrages bieten. Außerdem sollte die Versicherung Abwehrkosten im Schadenfall nicht auf die Versicherungssumme anrechnen. Sinnvolle zusätzliche Deckungselemente sind überdies die Übernahme von PR-Kosten oder der Kosten für ein Sanierungsgutachten im Falle einer wirtschaftlichen Krise des Unternehmens. […] Zudem spielt die Wahl der richtigen Versicherungssumme im Schadenfall eine entscheidende Rolle. Auch sollte ein Strafrechtsschutz als Ausschnitt in der D&O mit enthalten sein.
finanzwelt: Höhere Managerhaftungsrisiken, stärke Annahmeprüfungen, höhere Prämien etc.: Welche Folgen hat die DSGVO bzw. die aktuelle D&O-Entwicklung auf die D&O-Versicherung? Marcel Braun, Head of IFL Germany, Austria and Eastern Europe AXA XL: Das Risiko für Organe und Manager, im Falle von Vermögensschäden persönlich in Anspruch genommen zu werden, ist unter anderem durch die stärkere Internationalisierung der Unternehmen sowie infolge der durch die DSGVO erhöhten Organisationspflichten – Stichwort „datenschutzrechtliche Compliance“ – erheblich gestiegen. Durch zum Teil sehr komplexe Schadenfälle haben sowohl die Verteidigungskosten als auch Vergleichszahlungen stark zugenommen, was sich auch auf die Ergebnisse der Versicherer auswirkt. Im Jahr 2018 lagen die Schadenquoten in diesem Bereich gemäß den Angaben des GDV bei 112,9 %, worauf Versicherer gerade im besonders belasteten Großkundensegment mit Prämienanpassungen reagieren.
finanzwelt: Steigend, konstant, oder fallend: Wie hat sich die Nachfrage nach D&O Versicherungen zuletzt entwickelt? Martin Schiel, Produktentwickler und Chef Underwriter R+V Versicherung AG: Die Nachfrage ist ungebrochen! Im Bereich Industrie/oberer Mittelstand werden bestehende Programme teils aufgestockt oder aufgrund von Rückzeichnungen und Prämienerhöhungen einiger Anbieter neu strukturiert, was für zusätzliche Nachfrage sorgt. Im Segment bis 150 Mio. Euro Umsatz und bei personengebundenen Deckungen nimmt die Zahl der Neuabschlüsse sogar überproportional zu. Das dürfte an der medialen Berichterstattung über prominente D&O-Schadenfälle und einer größeren Sensibilität der Geschäftsleiter liegen.