Ölpreise auf Talfahrt

10.12.2018

Dr. Thomas Heidel, Leitung Research Fidal AG / Foto: © Fidal AG

Seit dem Tiefststand der letzten zwei Jahre bei 42 Dollar im Juni 2017 für die US-Leichtölsorte West Texas Intermediate (WTI), die mit geringem technischen Aufwand zu Benzin verarbeitet werden kann, entwickelte sich der Ölpreis relativ kontinuierlich, das heißt mit zwischenzeitlich kleineren Rücksetzern von ca. zehn Prozent, nach oben. Anfang Oktober erreichte der Ölpreis mit fast 76 Dollar für ein Barrel (159 Liter) den höchsten Kurs der letzten vier Jahre. Seitdem sind die Preise stetig um fast ein Drittel auf aktuell 51 Dollar eingebrochen. Die für Europa wichtige Nordseeölsorte Brent fiel ebenfalls im gleichen Rahmen von 86 auf 58 Dollar.

Die Angebotsseite als Problem

Die effektive Schieferölförderung in den USA hat in den vergangenen Jahren die Ölproduktion deutlich angekurbelt. Die Anzahl der aktiven Ölbohrplattformen hat sich in den USA in den letzten zwölf Monaten um 18 Prozent erhöht. Laut der internationalen Energieagentur wurden im Oktober weltweit 100,7 Mio. Barrel Öl pro Tag gefördert, 2,6 Mio. Barrel mehr als im Vorjahr.

Die USA hielten mit einer Ölproduktion von 11,6 Mio. Barrel die Spitzenposition, vor Russland mit 11,4 Mio. Barrel und Saudi-Arabien mit 10,7 Mio. Barrel. Durch die Rekordniveaus der drei größten Ölförderländer konnten Lieferausfälle in Venezuela und Produktionsrückgänge im Iran mehr als ausgeglichen werden.

Als Ursache für den jüngsten Preisverfall sehen Marktbeobachter die deutlich ausgeweitete Ölförderung in Saudi-Arabien, das höchste Förderungsniveau in Russland seit dem Ende der Sowjetunion sowie die Entwicklung der Ölreserven in den USA. Die US-Rohöl-Lagerbestände sind in den letzten zehn Wochen um insgesamt 54 Mio. Barrel angestiegen. Die aktuellen US-Lagerbestände liegen mit 450 Mio. Barrel rund sieben Prozent über dem saisonalen Fünf-Jahres-Durchschnitt.

Eine preissteigernde Wirkung hatte man sich vom Iran-Embargo der USA bzw. vom Verbot der Öleinfuhren aus dem Iran erwartet. Durch viele Ausnahmen für Nachfrageländer wie China, Indien, Südkorea, Japan, Italien, Griechenland, Taiwan und die Türkei konnte der Iran allerdings drei Viertel seiner Ölexporte absetzen.

Entwicklung des WTI-Ölpreises in den letzten zwei Jahren

Quelle: FIDAL AG, eigene Berechnungen 30.11.2018

Wie sich die Ölpreise in näherer Zukunft entwickeln könnte, lesen Sie auf Seite 2

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